SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Ich bin  s e h r  verheiratet.“
Seit einer Fortbildung gehen mir diese Worte nach. Es war gleich am Anfang - bei der Vorstellungsrunde. Wo jedeR sagt, wie er heißt und woher er kommt. Da schloss der Leiter der Fortbildung die Runde mit eben diesen Worten: „Ich bin  s e h r  verheiratet.“  

Mich hat das damals sehr geärgert. Geht´s noch? Was soll denn diese Steigerung? Menschen können in Liebe in einer Partnerschaft verbunden sein. Punkt. Sagt nicht schon der Reformator Martin Luther: „Die Ehe ist ein weltlich Ding!“ Es reicht eine knappe gegenseitige Zustimmung zur Ehe. So hat es Luther in seinem „Traubüchlein...“ 1529 vorgesehen. Heute schützen unsere Gesetze die Ehe – als eine Solidargemeinschaft. Und das ist gut so.

Was soll denn dann diese merkwürdige Steigerung?: „Ich bin sehr verheiratet?“
Soll da etwas verbrämt werden?
Oder steckt da steckt da noch ´was anderes dahinter – etwas Erhellendes?
Ich habe mich lange an dieser Bemerkung gerieben. Bis mir am Eheversprechen in der Kirche aufgefallen ist:

Da werden Partner – nacheinander, jeder und jede einzeln – gefragt, ob sie den oder die Andere als eine Gabe Gottes lieben und ehren wollen – als ein Geschenk Gottes ansehen und annehmen wollen. Und das alles in guten und in schweren Tagen – bis dass der Tod euch scheidet.
Sehr verheiratet?

Ist es vielleicht gerade diese religiöse Dimension – die wie eine kleine Steigerung daherkommt: Den Anderen – die Andere – als einen Menschen erleben, den Gott mir über den Weg geschickt hat. Also nicht nur gesucht, ausgewählt, umworben und gewonnen – das kann ja alles so sein. Sondern auch wie eine Leihgabe Gottes – als ein Ebenbild Gottes – mit mir im Leben unterwegs. Was auch immer kommen mag.

Könnte dieses religiöse Versprechen, - was nun wirklich in keinem zivilen Eherecht Platz hat – könnte gerade dieser religiöse Überschuss genau das ausmachen?:

Das einander zu versprechen – öffentlich – ist ein großes Wort.
So groß, dass die Antwort nur sein kann: „Ja, mit Gottes Hilfe.“
Ich finde dieses große Versprechen – großartig.

Wo ich selber solche Annahme und Treue spüre – im Glück und im Leiden – da blühe ich auf – immer mal wieder.
Übrigens: Diese Haltung –  einander als ein Ebenbild Gottes annehmen, lieben und ehren – ist nichts Exklusives für Verheiratete. Sie ist offen für jede Form der Partnerschaft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22522
weiterlesen...