SWR2 Wort zum Tag

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Eine geschiedene Ehe, ein verlorener Arbeitsplatz, eine plötzliche Erkrankung – das kann einen Umbruch im Leben bedeuten und Lebensumbrüche erscheinen unangenehm, ja bedrohlich. Sie verunsichern, weil ein Lebenskonzept durcheinandergebracht oder ausgehebelt wird. Oftmals werden solche Lebensumbrüche auch als Zeichen des Scheiterns oder des Misserfolgs gewertet.

Doch das Leben verläuft nicht in geordneten Bahnen. Biografien oder auch Karrieren, die wie am Schnürchen glatt durchgezogen erscheinen, sind wohl eher die Ausnahme. Jedenfalls scheint es immer häufiger so zu sein, dass Biografien Brüche und Umbrüche enthalten.

Die Bibel erzählt die Geschichte eines Mannes, der einen gewaltigen Lebensumbruch erfahren hat, dem buchstäblich der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Vor den Toren der Stadt Damaskus wurde Saulus - wie er damals noch hieß – von einem eifernden Verfolger der ersten Christen zum glühenden Anhänger Jesu.

Eine Wende um hundertachtzig Grad. Es ist sicher kein Zufall, dass Saulus-Paulus von nun an mit derselben Energie und Überzeugung genau das verkündete, was er zuvor bekämpfte. Eine Sache des Temperaments eben. Aber die Lebensrichtung änderte sich.

Und trotzdem ist er kein Wendehals, sondern einer, der diesem Lebensumbruch eine neue Chance abgewonnen hat. Man kann von einer veritablen Lebenskrise reden, die Saulus da vor Damaskus getroffen hat.

„Warum tust du eigentlich, was du tust?“ Gebündelt in dieser einen Frage, die sich ihm so schlagartig aufdrängt, bricht seine bisherige Werteordnung und Glaubensgrundlage zusammen. Was ihm bislang als die große Lebensaufgabe galt, erscheint nun plötzlich sinnlos und falsch.

Saulus hält nur noch einige Bruchstücke seines ehemaligen Lebens in den Händen. Aber er lässt das Puzzle seines Lebens neu ordnen. Der Namenswechsel ist ein Sinnbild dafür.

Was ich an Saulus-Paulus in dieser Situation so bemerkenswert finde, ist eben seine Offenheit. Es ist nicht selbstverständlich, einen solchen Lebensumbruch anzunehmen – noch weniger: etwas Positives von ihm zu erwarten. Paulus konnte es riskieren, weil er mitten in der Krise Gott fand. Er ließ sich sozusagen von ihm sein Leben aufbrechen, umbrechen und neu ordnen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22509
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