SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“[1] … an jedem Aussichtsplatz fällt mir dieser Satz aus der Bibel ein. Es sind ja gerade Sommerferien. Urlaub, Sonne, Berge und Meer. Für viele Menschen ist das jetzt gerade die schönste Zeit im Jahr. Für mich auch.
Dabei ist es nicht so wichtig, wo wir gerade sind. Die Aussicht kann man ja überall genießen.

Du stellst meine Füße auf weiten Raum. Das heißt: Ich kann den Sommer für mich nutzen. Egal, ob ich mit einem Eiskaffee auf meinem Balkon sitze. Eine Spaziergang durch die Sommerwiesen mache. Oder mit einem Buch in der Hand am Baggersee liege. Oder alles zusammen all inclusive irgendwo auf der Welt. Der Raum, der uns offen steht ist weit.

Ich glaube, dass Gott uns Menschen geschaffen hat. Als freie Menschen. Menschen, die mit allen Sinnen ihre Welt erfahren können: Den Duft der Blumen riechen. Den Sommerregen auf der Haut spüren. Das leckere Essen schmecken. Und einen anderen Menschen berühren.
Dafür bin ich unendlich dankbar.

Das bedeutet für mich dieser Satz „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Das wird in der Urlaubszeit ganz besonders spürbar. Da nimmt man sich doch eher die Zeit, das auch wirklich zu genießen. Und das ist auch gut so.

Aber ich finde: Eigentlich ist das auch was, was man sich für die Zeit nach den Ferien vornehmen kann. Da geht das ja oft wieder verloren. Auf einmal wird das Leben wieder eng und vor lauter Pflichten und Aufgaben sieht man nicht mehr, wie schön es sein könnte.

Deshalb: auch wenn ich in meinem Alltag sonst nicht so viel Freiheit habe, wie im Urlaub, kann ich mir das jeden Tag ganz bewusst vornehmen. Einen Moment lang diese Freiheit zu genießen. Bei mir ist das oft die Hunderunde. Das kann aber auch der Cappuccino am Nachmittag sein. Oder das Abendessen mit Freunden. Oder auch einfach die fünf Minuten Ruhe in der Mittagspause. Mir kommen da oft die besten Ideen. Und hinterher geht es viel schneller und einfacher weiter, als ich vorher erwartet hatte.

Ich glaube, wenn ich mir jeden Tag einen solchen Moment nehme. Dann lebe ich intensiver. Bewusster. Dankbarer. Vielleicht auch mit diesem Gebet: Danke Gott, dass Du meine Füße auf weitern Raum stellst.



[1] Psalm 31,9.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22470
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