SWR3 Gedanken

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In Südkorea gibt es einen kuriosen Wettbewerb. Er heißt „Relax your brain“. Es geht dabei darum, wer sich am besten entspannen kann. Aus 1.500 Online-Bewerbern wurden 60 Finalisten ausgesiebt, die sich in einem Park in Seoul um die Wette entspannen.

Die Teilnehmer sitzen oder lagern auf einer Decke, alle vorne mit einer Startnummer. Immer wieder wird von Freiwilligen der Pulsschlag gemessen. Die meisten wirken ziemlich teilnahmslos, denn Ziel ist es, an nichts zu denken. Ablenkungen wie Essen, Smartphone oder Bücher sind nicht erlaubt. Und die Finalisten dürfen weder sprechen oder schlafen noch auf die Uhr schauen. Wer das 90 Minuten durchhält und dabei die stabilste Herzfrequenz hat, der oder die gewinnt.

Den Wettbewerb hat vor zwei Jahren eine Künstlergruppe ins Leben gerufen. Sie wollte ein Zeichen setzen gegen Internetsucht. Viele Südkoreaner sind ständig online. Sie chatten, spielen und legen das Smartphone nicht mal mehr nachts aus der Hand. Die Künstlergruppe will  ihre Landsleute anregen, ab und zu mal aufzuhören mit allem: aufhören zu kommunizieren, aufhören zu denken, aufhören sich abzulenken.

Das Wort „aufhören“ hat zwei Bedeutungen: einmal heißt es etwas beenden, und es heißt auch auf – hören, also auf etwas hören. Und wenn ich aufhöre mich abzulenken, dann kann ich auf Dinge hören, die sonst im Alltagslärm untergehen, weil ich zu viel um die Ohren habe.

Ich habe die besten Ideen im Halbschlaf. Deshalb liegen auf meinem Nachttisch auch immer Notizzettel und Stift parat. Andere sind am kreativsten unter der warmen Dusche, im Garten, beim Radeln oder auf der Toilette – immer wenn sie entspannen.

Das ist doch ein guter Grund, mal wieder richtig abzuschalten. Alles.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22460
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