Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Kinder können zaubern. Mich jedenfalls haben sie verzaubert. Dabei war mir gar nicht nach Zauber. Ich hatte es eilig. Zwischen zwei Terminen will ich noch eben schnell was einkaufen.Aber an der Kasse werde ich ausgebremst. Sehr ärgerlich.

Eine Frau mit zwei Kindern legt ganz gemächlich ihre Einkäufe aus dem Einkaufswagen aufs Band. Meine Güte, denke ich, wenn das so weitergeht, komme ich zu spät zum nächsten Termin!

Dann fällt mein Blick auf den kleinen Jungen vorne im Einkaufswagen: Mit leuchtenden Augen angelt er sich immer wieder mal etwas aus dem Wagen, inspiziert die Verpackung, probiert aus, wie schön das Plastik knistert und hält es mir dann triumphierend hin. Ich zwinkere ihm zu.

Dann fällt mein Blick auf seinen Bruder, ein bisschen älter als er. Der ist schon auf der anderen Seite der Kasse, und guckt verschmitzt durch die Gitterstäbe des Einkaufswagens. Und dann spielte er mit mir Versteck: Er bewegt sich nach links, so dass die Kassiererin den Blick auf ihn verdeckt. Und dann wieder nach rechts – bis wir uns wieder sehen können. So mit einem Auge. Weg- da. Weg- da.

Irgendwann bin ich dran und lege meine Einkäufe aufs Band. Der Zauber ist vorbei. Ich bezahle und bin wieder zurück in meine Erwachsenenwelt.

Auf dem Weg zum Auto merke ich, dass ich immer noch lächelte. Dieser kleine, besondere Moment, in dem die Kinder mit mir gespielt haben. Wie von Zauberhand war der Termindruck und meine Anspannung weggewischt.

Ich denke an eine andere Geschichte mit Kindern:
Einmal war Jesus in einem Dorf zu Besuch. Als er gerade dabei ist, den Männern etwas Wichtiges zu erklären, kommen Kinder näher. Die Jünger wollen sie verjagen, damit sie die Erwachsenen nicht stören.

Aber Jesus hält sie auf, holt die Kinder zu sich und sagt: Den Kleinen gehört das Himmelreich. Wenn ihr nicht werdet wie sie, könnt ihr nicht hineinkommen.

Im Supermarkt an der Kasse habe ich etwas vom Himmelreich erlebt. Frei von Druck, vom Sollen und Müssen - einfach da sein, ganz im Augenblick, staunen und mit den Dingen spielen.
Was für ein großer, kindlicher Moment. Ich wünschte, es gäbe ihn öfter!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22440
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