Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Da ist der Gott“ sagt Benedikt. Er lacht vergnügt in seinem Kindersitz auf dem Rücksitz des Familienautos.
„Wo?“ fragt seine Mama und dreht sich zu ihm um. „Schon weg….“ meint Benedikt.
Was hat er bloß gesehen? Fragt sie sich.

Einen alten Mann mit langem weißem Bart? So hat sie sich Gott immer vorgestellt, als sie noch ein kleines Mädchen war. Aber einen alten Mann mit weißem Bart hat sie eigentlich noch nie gesehen in ihrer Kleinstadt.

Sie rätselt weiter: War es eine Frau? Nein, kann nicht sein! Benedikt hat ja gesagt: „Der Gott“.
„Da!“ ruft Benedikt wieder. Jetzt sieht sie ihn auch und muss grinsen. „Ach so….“

Nach einer Weile kommt Benedikts Papa wieder zurück und steigt ins Auto. „Stell dir vor, wen wir gesehen haben…“ sagt Mama. „Wen denn?“ fragt er. „Na den Gott!“ meint Benedikt. „Schau mal, da kommt er.“

Ich komme zum dritten Mal am Auto der Familie vorbei und winke den dreien zu. Ich kenne sie aus dem Kindergarten. Benedikt war vor zwei Tage im Kindergarten-Gottesdienst, und da hat er mich in Aktion erlebt.

Ich habe mit den Kindern die Kerzen angemacht, habe von Jesus erzählt, habe mit ihnen gebetet und gesungen und zum Schluss habe ich sie gesegnet.

Und jetzt hat mich Benedikt offensichtlich mit Gott verwechselt. Als mir sein Vater davon erzählt, freut mich das erst mal. Und ein bisschen stolz bin ich auch, dass ich so einen so großen Eindruck bei Benedikt hinterlassen habe.

Und ich muss an eine Geschichte denken, in der sich die Jünger Jesu auch ziemlich groß gefühlt haben und von Jesus wissen wollten, wer der Größte ist. Da hat Jesus gesagt: der Größte ist daran zu erkennen, dass er für Andere da ist. Dass er ihnen was Gutes tut. Dass er sich nicht groß fühlt, sondern einfach groß ist, indem er die ernst nimmt, die kleiner sind als er. Und dazu geht er auch mal in die Knie und redet mit ihnen auf Augenhöhe.

Am Abend erzähle ich meiner Frau von Benedikt. Und dass er mich für Gott gehalten hat. Da lacht sie und meint: „Wer hätte gedacht, dass du mal so steil Karriere machen würdest.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22439
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