Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Morgens früh aufstehen, das gehört nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung. Aber was muss, das muss.  
An manchen Tagen allerdings folgt auf das Muss noch eins. Und noch eins. Da treibt ein Termin den anderen vor sich her. Und am Abend bin ich ganz geschafft. Dann würde ich zu Hause am liebsten aufs Sofa fallen und nicht mehr aufstehen. Aber auch dann hört es nicht auf mit dem Muss.

Ich muss doch noch die Zeitung lesen, ich muss doch wissen, was es Neues gibt in Rheindürkheim. Und im Garten sprießt das Unkraut – wie sieht denn das aus!
„Sag mal“, hat mich ein Kollege gefragt, „gibt es eigentlich was, was du nicht machen musst? Was du einfach nur machen willst oder machen darfst?“ Das hat mir die Sprache verschlagen.

Und ich hab begriffen: Manchmal bin ich so fixiert auf das, was ich noch tun muss oder müsste, dass ich alles andere gar nicht mehr sehen kann. Da denke ich mir sogar was Neues aus, was ich unbedingt tun muss. Stell mir vor, was die anderen sonst noch so von mir erwarten. Statt zu sagen: Hey, du hast frei!! Wozu hast du jetzt Lust?

Gibt’s eigentlich auch was, was du tun willst? Die Frage meines Kollegen hat vieles verändert. Jetzt spiele ich wieder mehr Gitarre. Das Unkraut bei uns wächst etwas höher und die Zeitung kommt ab und zu ungelesen in die Tonne. Und ich nehme mir mehr Zeit zum Beten.

Mir tut das unglaublich gut. Und ich glaube: Gott hat sicher auch seine Freude mit mir.
Nicht nur weil ich mehr bete – obwohl ihn das sicher besonders freut.

Die Bibel sagt: Gott hat uns als freie Menschen geschaffen – nicht als Arbeitsmaschinen oder Heinzelmännchen. Gott will, dass wir gerne leben. Dass wir Lust haben an dem, was wir tun und dass wir gesellig sind. Vielleicht Musik machen oder tanzen.

Ach ja – Gib’s eigentlich auch was, was Sie gerne machen wollen?
Vielleicht ist heute ja die Zeit dazu.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22436
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