SWR2 Wort zum Tag

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Die ungewöhnlichste Kirchenbank, die ich kenne, habe ich bei einem Besuch in Bamberg entdeckt. Sicher: Die Bank sieht ganz normal aus. So, wie ich das aus vielen alten Kirchen kenne. Sie ist aus dunklem Holz gemacht. Hat breite Seitenstützen, eine durchgehende Sitzfläche, eine Rückenlehne aus zwei flachen Hölzern. Hinten hat die Bank ein Fach für Gebetbücher. Und eine niedrige Kniebank ist auf der Rückseite angebracht. Kurz: Eine ganz normale Kirchenbank. Zu einer besonderen Bank macht sie der Ort, an dem sie steht. Ich habe sie am Rand einer Wiese gefunden. Mitten im Freien, mitten im Grünen.

Eine tolle Idee. Die Kirchenbank steht da und wartet darauf, dass sich Leute hinsetzen. Und sozusagen diese ‚Kirche im Freien‘ für Gespräche nutzen. Oder für einen stillen Moment. Oder ein Gebet. Oder für ein Picknick mit der Familie.

Jetzt kann man natürlich fragen: Ist eine Kirchenbank auf der Wiese überhaupt noch eine Kirchenbank? Muss die nicht in der Kirche stehen?

Ich kann aber auch umgekehrt fragen: Was macht denn Kirche aus? Ich erlebe Kirche überall dort, wo Menschen über ihr Leben, über Gott und die Welt, über ihren Glauben und ihre Fragen ins Gespräch kommen. Mit sich, mit anderen, mit Gott. Wo Menschen all das, was sie bewegt, vorbringen können. Kirche, das ist für mich ein Ort, wo ich nichts leisten muss, wo ich nichts darstellen muss, wo es egal ist, wer ich bin und woher ich komme. Kirche heißt: Ich darf sein.

Genau davon erzählt die Kirchenbank im Grünen. Ihr Signal: Kirche ist mehr als ein Gebäude mit Wänden und Dach. Kirche braucht keine Mauern, keine Glocke, keinen Altar. Kirche kann ein Ort mitten im Alltag sein. Und deshalb kann Kirche auch in der Küche, in der Schule, oder eben auf einer Wiese sein. Die Kirchenbank sagt: Der Glaube macht dir Platz. Für deine Sorgen, für dein Ruhebedürfnis, für deine Sehnsucht nach einem Gespräch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22421
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