Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Fußball-Europameisterschaft klingt aus – und das nächste Sport-Großereignis steht schon vor der Tür: Die Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro. Es ist wunderbar, wenn solche sportlichen Mega-Events Millionen Fans begeistern, wenn sie viele Menschen und Länder einander näher bringen. Aber immer öfter haben Sport-Veranstaltungen dieser Größenordnung eine politische und wirtschaftliche Kehrseite. Die ist bei den Spielen in Rio besonders gravierend. 

Deshalb hat sich in Deutschland eine Kampagne gebildet. Der Deutsche Olympische Sportbund, der Deutsche Behindertensportverband, Adveniat, Misereor und über zehn weitere kirchliche Hilfswerke haben sich zur Aktion „Rio bewegt.Uns.“ zusammengeschlossen. Sie will auf die schwierige Lebenssituation vieler Bewohner Rios aufmerksam machen. Die ist durch die Olympischen Spiele noch viel schlechter geworden. Denn die Spiele produzieren in Rio auch Gewinner und Verlierer außerhalb des Sports. 

Gewinner sind die Unternehmen und Politiker, die an allem, was für die Spiele neu gebaut wird, verdienen. Das verschlingt Unsummen von Steuergeld. Und das fehlt deshalb für Maßnahmen, die das Land wirtschaftlich und sozial nachhaltig weiter bringen könnten. Verlierer sind deshalb vor allem die Armen. Die müssen die Spiele noch auf andere Weise büßen. Die Regierung will den Sportlern und Olympia-Touristen ein schönes, wunderbares Brasilien präsentieren. Deshalb werden jetzt schon schwarze Bewohner von der Polizei nicht mehr in die Viertel gelassen, in denen viele Touristen sind. Schlimmer noch: In einigen Stadtvierteln wurden die Bewohner aus ihren Häusern vertrieben und die Siedlungen abgerissen. Die Olympia-Besucher sollen nicht sehen, in welcher Not die Menschen dort leben müssen. Brasilien wird für die Spiele hochfrisiert – und die Ärmeren vor Ort werden in noch größeres Elend gestürzt; sie werden ihrer Rechte und Würde beraubt. Wenn die Olympischen Spiele immer mehr benutzt werden zur Profitmaximierung für wenige und um das Image eines Landes für viel Geld künstlich aufzupolieren, wenn sie dadurch für die Ärmeren zu „Spielen der Ausgrenzung“ werden – dann wird dadurch die olympische Idee, die immer pädagogische und humanitäre Ziele hatte, entstellt oder gar missbraucht. Das trübt meine Freude an den großartigen sportlichen Wettkämpfen. 

 

Informationen über die Kampagne „Rio bewegt.Uns.“ und über die Situation in der Olympiastadt finden sich u.a. in dem Artikel „Rio bewegt.Uns. Mehr als nur dabei sein.“ in der Adveniat-Zeitschrift „Blickpunkt Lateinamerika“, Ausgabe 2 / 2016, S. 5-13; s.a. www.blickpunkt-lateinamerika.de oder www.adveniat.de

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22297
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