Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„In Ländern der Europäischen Union politisches Asyl zu beantragen ist der falsche Weg aus der Misere.“ Das hat Jezuit Abazi gesagt, ein 21jähriger Katholik aus dem Kosovo. Er sieht sehr wohl die enormen Schwierigkeiten, in denen sein Heimatland steckt. Die meisten Länder auf dem westlichen Balkan sind politisch instabil, viele Politiker denken vor allem an sich selbst. Sie sind unfähig, den größten Missstand zu bekämpfen: die massive Jugendarbeitslosigkeit. In Bosnien, Herzegowina, Serbien und Albanien ist jeder Zweite zwischen 15 und 25 Jahren arbeitslos! Nach einem Studium mit Uni-Diplom können die meisten höchstens als Kellner, Putzkraft oder Kassiererin ihr Leben fristen. Kein Wunder, dass fast die Hälfte der Jugendlichen auswandern will. 

Jezuit Abazi will bleiben. Er hat gesagt: „Klar, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind enorm. Aber die Lösung dafür können wir nicht in Deutschland oder in der Schweiz finden. Die gravierendste Herausforderung sind sicherlich die fehlenden Arbeitsmöglichkeiten – aber auch die verbreitete Mentalität, woanders sei ein besseres Leben ohne Anstrengungen zu haben.“ Das bedeutet für den jungen Mann: „Wir müssen uns hier im Land eine Perspektive schaffen. Deshalb besuche ich seit meinem Studium regelmäßig das christliche Jugendzentrum Pjetër Bogdani. Auch keiner meiner Freunde, die sich dort engagieren, will das Land verlassen.“ 

Dass er bleiben will; dass er einen weiteren Horizont hat und voller Zuversicht ist; dass er sich für sein Heimatland engagieren will, damit es aufwärts geht – das kommt nicht von ungefähr. Das hängt mit seinem Glauben zusammen. Das kommt von der Prägung, die er in dem christlichen Jugendzentrum bekommen hat. 

Vor kurzem habe ich junge Erwachsene aus diesen Ländern erlebt, die in solchen Bildungseinrichtungen mitmachen. Kennengelernt habe ich sie im Rahmen der Aktion „Jung, dynamisch, chancenlos?“, die das Osteuropa-Hilfswerk „Renovabis“ durchführt. Ich war beeindruckt von diesen jungen Menschen, die ihre Länder neu beseelen können. Und ich bin überzeugt: Es lohnt sich, sie zu unterstützten. Das nützt ihnen und ihren Ländern – und esbringt ganz Europa einen kleinen Schritt weiter. 

 

Die Zitate stammen aus dem Themenheft „Jung, dynamisch, chancenlos?“ des Bischöflichen Hilfswerks „Renovabis“ vom April 2016, S. 8; s. www.renovabis.de/themenheft .

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22296
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