SWR3 Worte

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Vittorio Gallese war Gefängnisarzt in Parma. Er hat jeden Tag Schwerverbrecher behandelt. Erst Jahre später kann er beschreiben, was damals in ihm vorgegangen ist:

Hätte ich von den Tätern nur aus der Presse erfahren, so hätte es wohl auch mir vor ihnen gegraut. Aber hier standen mir keine Fälle gegenüber, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Sie sprachen von ihren Frauen, hatten eine persönliche Geschichte wie ich. Es waren doch keine ganz anderen Wesen. Und nicht zuletzt teilten wir eine Umgebung: Sieben Türen schlossen sich hinter mir auf dem Weg von der Straße bis in mein Büro; ich wusste genau wie es ist, wenn die Außenwelt weggesperrt ist. Weil ich letztlich mit ihnen lebte, fiel es mir nicht schwer, mich in meine Patienten hineinzuversetzen. Als Arzt wollte ich ihnen helfen, nicht über sie urteilen.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22282
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