SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Hey, weg da, ich will raus.“ Aggressiv und ungehobelt pöbelt mich ein Mann an. Sicher, ich versperre die Parkbucht, in der er mit seinem Auto steht. Aber ich kann selber weder vor noch zurückfahren. Die schmale Straße ist gerade komplett verstopft. „Jetzt machen sie mal halblang“, blaffe ich zurück und merke, wie Wut in mir hochkriecht. Sieht der Kerl denn nicht, dass hier gerade gar nichts mehr geht. Wutschnaubend kommt er ein paar Schritte auf mich zu. Es bleibt beim bloßen Wortgefecht, immerhin. Trotzdem, in solchen Momenten erschrecke ich immer mal wieder, wie schnell die Emotionen hochkochen. Auch bei mir. Dabei wäre es so einfach gewesen, das Problem höflich zu lösen: „Entschuldigen Sie, ich muss dringend weg. Könnten Sie nicht versuchen, ein wenig zur Seite zu fahren.“ Gut möglich, dass ich es sogar versucht hätte. Wir hätten uns freundlich zugenickt und beide einen positiven Kick in den Tag mitgenommen. So bleibt bei mir nur die Wut über diesen pöbelnden Zeitgenossen. Und bei ihm vielleicht der Ärger über den Blödmann, der ihm den Weg versperrt hat. Einfach öfter mal respektvoll miteinander umgehen, sich in die Situation des Anderen hineinversetzen. Zumindest ein bisschen. Das macht das Leben zwar nicht einfacher, aber definitiv besser.

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