SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Redeverbote. Tabuthemen. Vermeintliche Wahrheiten, über die man in Deutschland nicht offen sprechen darf. Was wurde nicht alles behauptet in den letzten Monaten. Was für ein Quatsch. Richtig ist, dass über alles und jeden geredet wird. Auch dann, wenn man besser einfach mal die Klappe halten sollte. Vielleicht bin ich darum so dankbar, wenn ich in Talkshows und Interviews einen seltenen, kleinen Satz höre: „Ich weiß es nicht.“ Sicher, befriedigend ist das nicht, wenn ich von einem Politiker oder sonst einem wichtigen Menschen eine Antwort haben will. Aber es ist zumindest ehrlich. Je wichtiger eine Person aber ist, so scheint mir, umso schwerer fällt dieser Satz. Wer in einer Führungsposition öffentlich zugibt, nicht weiter zu wissen, muss ein starkes Selbstbewusstsein haben. Warum eigentlich? Natürlich sollten Entscheidungsträger wissen, worüber sie entscheiden. Doch viele Probleme sind heute so komplex, dass es darauf keine kurzen, knackigen Antworten in Talkshowlänge mehr geben kann.

„Ich weiß es nicht“. Das könnte ja eine Einladung sein, sich nochmal intensiv Gedanken zu machen, am besten gemeinsam. Um dann irgendwann zu einer Entscheidung zu kommen, die viele mittragen können. Mir jedenfalls ist das lieber als die starke Pose, die oft nur die Angst vor Bedeutungsverlust kaschiert. Allwissend und Allmächtig. Das sind Eigenschaften, die wir eher Gott zuschreiben. Und da sollten sie auch bleiben.

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