SWR3 Gedanken

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Ein 14jähriger Schüler steht neben einer 80jährigen Diakonisse, ein Langzeitabeitsloser steht neben einer Erzieherin und alle geben sich die Hand. Ich mag das. Und ich erlebe es immer wieder beim Abendmahl in unserer Kirche. Alle stehen zusammen und die Grenzen, die in der Gesellschaft sonst so bestehen, die gibt es nicht.

Allerdings: in dem Kreis stehen auch die, die homosexuelle Mitarbeiter meiden oder die, die sich klar ausländerfeindlich geäußert haben. Auch die stehen in diesem Kreis.

Und wenn ich dann das Abendmahl austeile, habe ich damit auch manchmal ziemliche Schwierigkeiten. Aber weil wir sagen, dass nicht der Pfarrer oder die Pfarrerin zum Abendmahl einlädt, sondern Jesus selber, darf auch jeder kommen. Und dann stehen wir da zusammen.

Und es ist wie ein Gegenbild zu dem, was ich sonst so beobachte: Menschen, die unterschiedlicher Meinung sind stehen eben nicht zusammen, sondern sind getrennt, sprechen mehr übereinander, anstatt miteinander. Die Große Erregungsmaschine Internet und die sozialen Medien verstärken noch diesen Trend. Jeder bleibt unter Seinesgleichen. Und wird dadurch in seiner Meinung immer radikaler.

Deshalb möchte ich das doch lieber aushalten, auch mit denen zusammenzustehen, mit denen ich nicht einer Meinung bin. In der Hoffnung, dass wir eben nicht nur übereinander, sondern auch miteinander reden und wenn nötig auch streiten. Vielleicht muss ich meinen Gegnern trotzdem irgendwann aus dem Weg gehen, weil ich sie nicht mehr ertragen kann. Aber bis dahin will ich das machen, was Jesus auch gemacht hat: Er hat auch mit denen gegessen, die nicht seiner Meinung waren und hat mit ihnen geredet. Ich finde, das ist unglaublich anstrengend, aber notwendiger, denn je.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22229
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