SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„… und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende!“ So enden die meisten Märchen. Zwei Liebende haben sich endlich gefunden, alle Hindernisse sind aus dem Weg geräumt und es wird eine prächtige Hochzeit gefeiert. Das klingt so leicht und beinahe selbstverständlich, eben märchenhaft. Im richtigen Leben läuft es da nicht immer so glatt. In einem klassischen Liebesfilm wird deshalb „…beim Happy End abjeblendt“ – meint Kurt Tucholsky in einem Gedicht. Weil es dann auch schwierig werden kann und vielleicht unschön. Und das wollen wir nach den schönen Bildern ja nicht wirklich sehn.

Fragt man junge Menschen, so wünschen sich die meistens eine Liebe, die ihnen bleibt, in guten und in bösen Zeiten, ob nun mit oder ohne Trauschein und dem Segen der Kirche. Bei einer kirchlichen Trauung wird sehr oft zur Lesung ein besonderer Text ausgesucht, ein Abschnitt aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther. Darin lobt Paulus die Liebe in höchsten Tönen und zum guten Schluss heißt es: „Die Liebe hört niemals auf!“ Das klingt ein bisschen wie eine Versicherung für Liebende - doch die gibt es nicht! Aber dass die Liebe zwischen zwei Menschen bis ans Lebensende bleibt, dass sie glücklich miteinander sind, eine so lange Zeit, das ist möglich!

Allerdings nicht gratis, es wird einem dafür manchmal auch ganz schön was abverlangt. Weil das Leben oft ganz anders verläuft, als man sich das erträumt hat. Es stellt uns vor so manche Herausforderung. Es gibt Schwierigkeiten Probleme, einer kann krank werden. Dann müssen beide füreinander da sein, sich unbedingt aufeinander verlassen können. Dann zeigt sich, was eine Liebe aushalten kann. Ob sie daran wachsen kann, eine neue Qualität bekommt. Manches ist mit den Jahren nicht mehr so wichtig, anderes gewinnt an Bedeutung. Eine Liebe muss sich weiterentwickeln, sonst ist sie nicht stark genug Krisen zu überstehen.

Krisen entstehen auch, wenn Menschen sich verändern. Manche Fehler und Schwächen zeigen sich oft erst im Laufe des gemeinsamen Lebens. Darauf muss ich mich einstellen und darf darüber nicht die schönen Seiten eines gemeinsamen Lebens, einer Liebe vergessen. Papst Franziskus sieht das in seinem kürzlich veröffentlichten Schreiben "Zur Freude der Liebe“ auch so. Darin ermutigt er Paare mit der Unvollkommenheit ihrer Liebe zurechtzukommen, weil es die vollkommene Liebe nicht gibt. Wir müssen akzeptieren, dass wir verschieden sind, Dinge anders sehen, anderes erleben. Gerade dieseVerschiedenheit  kann uns gegenseitig bereichern und uns anregen auch mal was Neues zu probieren, gemeinsam. Und ich finde es wichtig, die eigenen Bedürfnisse auch mal zurückstellen zu können. Dem anderen zu zeigen, ich will dass es dir gut geht. Dann kann eine Liebe glücklich machen bis zum Lebensende und darüber hinaus.  

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22177
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