Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Am Katholikentag in Leipzig Ende Mai habe ich teilgenommen, und es war eine zwiespältige Erfahrung für mich. Etwas über 3 Prozent der Einwohner in Leipzig und Umgebung sind katholisch, und so hat mir die Entscheidung eingeleuchtet, eben dort – in einem schwierigen Umfeld -  den Katholikentag abzuhalten.

Einerseits hat es mir in Leipzig gut getan, mit anderen zu diskutieren, zu feiern, zu singen und zu beten. 30 000 Dauerteilnehmer waren da – bunt, fröhlich, offen und tolerant. Wer anderer Meinung war, konnte ausreden und seine Position begründen. So soll es sein, wenn Christinnen und Christen miteinander, mit Menschen anderen Glaubens oder mit Konfessionslosen reden.

Die meisten Menschen in der Stadt Leipzig sind ohne Konfession. Diese Gruppe ist mit 75 % der Gesamtbevölkerung in der Mehrheit. Das habe ich in Leipzig gespürt, und auch deshalb war der Katholikentag in Leipzig etwas Besonderes.

Andererseits  wurde ich in Leipzig mehrfach  von Einwohnern angesprochen, was das denn alles solle. Warum wir eigentlich hier seien. Dass wir Christinnen und Christen hier nichts verloren haben. Und schon gar nicht die Katholiken, die man ja sonst kaum erkennen könne, so klein, wie die Gruppe hier ist. Usw.

Ich kam so nur schwer mit den Einwohnern von Leipzig in ein wirkliches Gespräch.  Zu negativ war die Grundstimmung, zu fremd waren die Themen und auch die Einstellungen zu kirchlichen und gesellschaftlichen Fragen.

Ich weiß, dass die Kirchen in Deutschland gesellschaftlich auf dem Rückzug sind. Viele Kirchenaustritte und weniger Taufen führen dazu, dass sie kleiner werden, Mitglieder verlieren. Vielleicht sind es irgendwann auch bei uns weniger als 5 % Kirchenmitglieder, so wie jetzt schon in Leipzig.

Die Erfahrungen auf dem Katholikentag in Leipzig waren zwiespältig, aber wichtig. Das Kirchentreffen hat mir gezeigt, dass es nicht selbstverständlich, zu glauben und als Gläubige in der Mehrheit zu sein.  Deshalb war es wichtig,  diesen Glauben auch zu zeigen in einer Stadt, die sich darüber wundert. So war Leipzig genau die richtige Stadt, um den 100. Katholikentag zu feiern. Für mich, und für viele andere auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22154
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