SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Meine Tochter kommt aus der Schule und hat richtig miese Laune. Was ist denn los? Will ich wissen. Ach, Streit in der Klasse, sagt sie. Irgendeiner hat gemotzt, nicht wichtig, aber doof. Ich versuche sie zu trösten „Streit gehört nun mal dazu!“ Meine Tochter runzelt die Stirn. „Stimmt schon, Mama. Aber was ich gar nicht mag, sind Wehtuworte.“ –„ Was für Worte meinst du?“- „ Na, Wehtuworte!“ Und weil ich immer noch ein verwirrtes Gesicht mache, erklärt sie es mir. „Damit muss man aufpassen! Wehtuworte, das sind so Worte, die einen verletzen. Und das Gemeine dran ist: die sagt man mit Absicht, nur um einem anderen Kind so richtig weh zu tun.“  

Ich war baff. Aber meine Tochter mit ihren sieben Jahren Lebenserfahrung ist noch nicht fertig. „Wenn jemand so etwas sagt, dann kann man einfach nur sauer zu sein und weglaufen. Aber besser ist, sagt sie - und schaut mir in die Augen: besser ist, man fragt nach. Denn manchmal rutschen einem solche Worte auch einfach raus.“
Aha. So also. Besser kann man es eigentlich nicht sagen, finde ich.

Die Bibel bringt das so auf den Punkt: „Die Worte mancher Leute sind wie Messerstiche; die Worte weiser Menschen bringen Heilung.“Dahinter steckt die Erfahrung: Worte haben Macht.
Sie können verletzen. Wie Messerstiche. Sie können verdammt wehtun. Und sie können dafür sorgen, dass Andere davonlaufen.

Und ich muss gestehen, das ist manchmal eine verlockende Vorstellung. Empört wegzulaufen und sich vielleicht irgendwo anders zu beschweren und auszuheulen.
Aber meine Tochter hat schon recht: Besser ist, man bleibt. Und stellt sich. Den Wehtuworten. Und fragt nach. Beleidigt sein hilft nicht.
Und wer weiß? Vielleicht entsteht so aus den Wehtuworten am Ende doch noch etwas Heilsames.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22137
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