SWR4 Abendgedanken

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Christenverfolgung – das scheint ein Phänomen aus längt vergangener Zeit. Im alten Rom wurden die ersten Christen den Löwen vorgeworfen.

Aber Christenverfolgung gibt es heute noch. Weltweit leiden mehr Christen unter Bedrückung und Verfolgung als je zuvor. In den Ländern des Nahen Ostens und in Afrika werden Kirchen zerstört, die Christen werden verfolgt und vertrieben. Islamistische Extremisten verüben brutale Anschläge auf Christen, obwohl man doch über Jahrhunderte friedlich nebeneinander gelebt hatte. Und auch im kommunistischen China, in Nordkorea oder Vietnam werden Christen verfolgt. Tausende leben in Gefangenenlagern.

Die Kirchen in Europa tun, was sie können, um den verfolgten Christen zu helfen. Und Christen hier bei uns beten für die Verfolgten in aller Welt um ihnen zu zeigen: Wir vergessen euch nicht.

Inzwischen hört man, dass es sogar in den Flüchtlingslagern hier bei uns Übergriffe auf Christen gibt. Natürlich darf man das nicht dulden. Natürlich müssen die Schuldigen bestraft werden. Und vielleicht ist es auch nicht klug, Christen zusammen mit Muslimen unterzubringen – Hass und Misstrauen kann man nicht von heute auf Morgen überwinden.

Manche sagen inzwischen auch: Solange in islamischen Ländern Christen nicht geduldet werden, sollten wir die Muslime hier auch nicht dulden. Mindestens sollten sie keine Moscheen bauen dürfen. Aber müssten wir dann nicht auch den Handel zum Beispiel mit Saudi Arabien oder China einstellen und aufhören ihnen unsere Autos zu verkaufen, wenn in dort Christen drangsaliert werden?

Außerdem: Ist es richtig, Gleiches mit Gleichem zu vergelten? Böses mit Bösem? Vom Apostel Paulus habe ich als Christin gelernt: „Lass Dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem“. (Römer 12, 21). Und Jesus hat gesagt: „So wie ihr behandelt werden wollte, so sollte ihr auch die anderen behandeln!“ (Mt 7,12)

Ich glaube, nur wenn wir zeigen, dass es geht, dass Christen und Muslime und Kommunisten und Buddhisten, Schwarze und Weiße, Einheimische und Fremde friedlich zusammenleben können: Nur dann entwaffnen wir die anderen, die sagen: Das geht nicht. Hoffentlich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22132
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