SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Ich suche einen modernen, weltoffenen Glauben, hat mir ein Mann geschrieben. Den finde ich aber nicht bei den Traditionschristen, die dauernd mit der Bibel daher kommen. Gott ist doch keine Person, kein Vater im Himmel oder so was, hat der Mann noch geschrieben. So einen Gott, den Menschen sich vorstellen, den kann es nicht geben. Von mir wollte er wissen, wo er ihn findet, diesen modernen, weltoffenen Glauben. Ich verstehe den Mann. Manche stellen sich Gott vor wie eine sittenstrenge Gouvernante oder einen total autoritärer Vater. Das schreckt viele ab.

Andererseits fürchte ich, bei der Suche nach einem anderen, angeblich moderneren Gottesbild gerät man leicht auf Abwege. Jedenfalls leicht an ein Bild, das so unbestimmt wird und so allgemein, dass man alles damit begründen kann. Die Nazis zum Beispiel haben von der Vorsehung gesprochen, die dem deutschen Volk günstig sei. Da konnte sich dann jeder vorstellen, was er wollte. Vertrauenswürdig finde ich so einen beliebigen Gott nicht.

Ich halte mich deshalb doch lieber an die christliche Tradition der Bibel. Daraus formt sich mein Bild von Gott. Und da wird mir schnell klar: Natürlich ist Gott kein Mensch. Kein himmlischer Vater, mit weißem Bart und wallendem Haar. Gott ist auch keine füllige, schwarze, herzensgute Großmutter, wie sie im Film Matrix vorkommt – warmherzig und gut wendet sie sich den Menschen und ihren Problemen zu und macht ihnen Mut. Das ist eine schöne Vorstellung, finde ich.
Auch so sieht Gott nicht aus. Trotzdem entspricht dieses Bild dem, was ich in der Bibel lese.

Ganz am Anfang, wo von der Schöpfung der Welt die Rede ist, da macht Gott die Menschen zu seinen Partnern. „Ihr sollt die Erde bebauen und bewahren“ trägt er ihnen auf. Und viel später hat ein Mann namens Jesus gezeigt, wie das gehen könnte. Wie das Zusammenleben gut werden kann. Und wie Gott Menschen tröstet und aufbaut und ihnen Mut macht. Seitdem glauben wir Christen: Dieser Jesus hat gezeigt, wie Gott sich die Welt gedacht hat: einen guten Platz zum Leben für alle. Er hat Gott Vater genannt und den Menschen beigebracht, das auch zu tun. Nicht weil er sich Gott als einen Menschen vorgestellt hat. Sondern weil ein guter Vater sich um die kümmert, die Beistand brauchen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22131
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