SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Alle meine Quellen entspringen in dir“, heißt es im Psalm 85. Mich erinnert das immer an meine Urlaube in den Bergen. Auch wenn wir in unserer Region von der Mosel bis zum Bodensee mit reichlich Wasser gesegnet sind, fühle ich mich immer wieder hingezogen zu den Gebirgsbächen und besonders zu den Quellen dieser wunderbaren Gewässer. Dieses frische kalte Wasser auf der verschwitzten Haut zu spüren tut einfach gut. Wenn ich während einer langen anstrengenden Wanderung frisches Quellwasser trinke, werde ich ruhig und bin ganz bei mir. Solche Quellen sind besondere Orte für mich. „Alle meine Quellen entspringen in dir.“ Wie oft kommt mir dabei dieses alte Gebet aus der Bibel in den Sinn. Die Quellen der Schöpfung bringen mich auch ein Stück dem Schöpfer näher. Ich verspüre dann in mir den Wunsch, diese Quellorte mitnehmen zu können, nach Hause, in den Alltag. Da fehlt oft die Zeit an die Quelle zu gehen. Da begnüge ich mich oft genug mit einem schnellen Schluck aus der Wasserflasche zwischendurch. Dann ist der äußere Durst zwar für den Moment gestillt, aber der innere Durst ist noch nicht gelöscht. Ich bin ja nicht wirklich durstig, aber ich spüre in mir einen Durst nach „mehr“. Da hilft es nichts, noch mehr Wasser zu trinken. Da helfen mir Quellen, die ich manchmal zufällig im Alltag entdecke, wie die wirklichen Quellen beim Wandern im Gebirge auch auf einmal da sind. Sich dann Zeit nehmen und achtsam sein, wenn sich mir so eine Quelle überraschend eröffnet. Das sind für mich ganz oft Menschen, die mir gut tun. Die mir Kraft geben, wenn ich selber keine Kraft mehr habe. Menschen, die mir ganz nahe stehen und Menschen, denen ich vielleicht nur kurz begegne. Die wie eine Quelle am Wegesrand meines Lebens kurz da sind und mir durch ein gutes Wort oder eine freundliche Geste Kraft geben. Wenn ich achtsam lebe, gibt es viele Quellen zu entdecken und manchmal kann ich vielleicht selber eine solche sein.

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