SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Die Schweiz hat es geschafft. Heute wird der Gotthardbasistunnel eröffnet. Es ist der längste Eisenbahn-Tunnel der Welt. Er ist 57 km lang und er windet sich seinen Weg unter Tausenden von Tonnen Gestein.

Über diesem Wunderwerk der Technik türmen sich die Alpen. Schier unüberwindlich scheint das Gebirge an manchen Orten. Steile und kantige Felsen ragen in den Himmel.

Die Schweizer haben dieses riesige Gebirge der Alpen jedoch nicht einfach als gegeben akzeptiert, sondern sie haben den schwer zugänglichen Gebirgsraum regelrecht erobert und in ihrem Sinne gestaltet und verändert. Natürlich haben sie dabei auch in die Natur eingegriffen. Aber sie haben dabei auf kreative Weise Probleme bewältigt. Und dabei haben sie letztendlich eben auch Grenzen überwunden.

Diese Grenzen sind sichtbar, andere nicht. Wie die zwischen Menschen. Ich spüre das zum Beispiel im Umgang mit meinen Kindern. Da sehe ich, wo ich anders denke oder handle als meine Eltern oder meine Kinder. Oder wenn ich mich von einem Freund entfremde. Da wird mir bewusst, dass ich andere Vorstellungen haben als ein alter Freund.

Es wird dann deutlich, was mich alles von den anderen trennt. Das, was uns verbindet, tritt in den Hintergrund.

Ich frage mich, ob und wie ich die Grenze überwinden kann. Vielleicht klappt das ja auch nur teilweise.

Und da finde ich die Idee hinter dem Gotthardtunnel ein passendes Bild. Auch beim Tunnelbau geht es darum: Grenzen zu überwinden und Verbindungen zu schaffen!

Die Züge, die nun durch diesen neuen Tunnel fahren, werden mehr Güter und mehr Personen in kürzerer Zeit durch die Alpen transportieren.

Der Tunnel steht für mich dafür, dass Verbindungen möglich sind, auch wenn es von außen betrachtet unmöglich erscheint. Ein Tunnel ermöglicht Verbindung und Begegnung. Großartig, wenn das auch zwischen Menschen klappt. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22038
weiterlesen...