Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Viel zu selten genieße ich so einen Samstag wie heute. Ausschlafen. In aller Ruhe frühstücken. Zeitung lesen – bis zu den Kleinanzeigen. Endlich mal miteinander reden am Tisch – ohne Hektik, ohne Stress. Aber auch an einem solchen Tag kreisen schnell die alltäglichen Fragen durch den Raum: „Müssen wir nicht für nächste Woche das und das tun?“ und „Soll ich das und das erledigen?“

Seit vielen Jahren begleitet mich ein Satz, der mich daran erinnert, dass es auch anders geht: „Sorgt euch nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen; jeder Tag hat genug eigene Plage.“ (Mt 6,34)

Das macht mich darauf aufmerksam, dass jeder Tag wichtig ist. Der Satz sagt: Denk nicht immer nur an morgen oder an die ferne Zukunft. Sieh auf den Tag heute. Morgen gibt es andere Sorgen, die du bewältigen kannst. Aber denk dran: Morgen ist erst morgen. Also: Konzentriere dich auf den Tag heute, auf die Stunde jetzt, auf diese Minute.

Der Satz transportiert noch einen zweiten Gedanken. Er sagt mir: Du kannst vertrauen. Darauf vertrauen, dass du den Tag heute bestehen kannst. Darauf vertrauen, dass Morgen schon kommt. Und auch morgen der Tag gelingen kann.

Das ist mehr als eine Schönwetterweisheit. Der Satz ist gerade dann wichtig, wenn ich allen Grund zur Sorge habe. Wenn ich krank bin, wenn mein Arbeitsplatz in Gefahr ist, wenn ich Sorgen um die Kinder habe. Gerade wenn es eng wird im Leben, wenn ich vor lauter Gedanken nicht einschlafen kann. Dann lautet die Frage doch: Werde ich erdrückt von der Sorge – oder finde ich Entlastung? Suche ich das Gespräch mit anderen? Finde ich Worte für ein Gebet? Gehe ich spazieren und versuche einen klaren Kopf zu kriegen?

Ich weiß, das alles löst die Probleme nicht. Aber manchmal tut sich so eine neue Sicht auf. Ich bekomme neue Ideen, wie ich mit einer Situation umgehen kann.

Und selbst wenn ich gar nicht mehr tun kann, wenn ich nur noch hoffen kann: Gerade dann ist es doch gut, wenn meine Sorgen mich nicht in die Enge treiben. Auch das meint der Satz „Sorgt euch nicht um morgen.“

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