Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Verlieren fällt schwer. Das weiß jeder: Das Kind, das beim Spielen verliert, der Verliebte, der abblitzt, einen Korb kassiert, der Hobbyfußballer, der mit seiner Mannschaft eine derbe Klatsche hinnehmen muss.

Verlieren heißt auch: Jemand wird mir vorgezogen, ich bin nicht der erste, die beste, der tollste, die beliebteste. Ich krieg nicht den Job, für den ich mich beworben habe. Ich werde in meiner Mannschaft nicht eingesetzt und muss das ganze Spiel von der Bank aus zuschauen. Ich werde übergangen.

Mit dem Verlieren zurechtkommen, das ist wirklich eine Kunst. Natürlich, weil verlieren weh tut. Es macht traurig, dass ich zurückgesetzt werde. Dass ich keine Chance kriege, dass da einfach jemand besser ist.

Kleine Kinder habens gut. Sie können sich auf den Boden werfen, mit den Füßen strampeln und rumbrüllen. Jugendliche und Erwachsene brauchen andere Strategien. Eine davon: Den Kopf nicht hängen lassen. Nüchtern überlegen, woran es gelegen hat. Und was ich besser machen kann. Eine andere Strategie: Nach vorne gucken. Auf das nächste Ziel, den nächsten Wettkampf, das nächste Spiel, die nächste Gelegenheit. Das macht den Kopf und das Herz frei für das, was kommt.

Eine dritte Strategie gibt’s in der Bibel. Die stellt nämlich die ganze Logik von Gewinnen und Verlieren auf den Kopf. In der Bibel kommen immer wieder die Verlierer zum Zug. Die, die wenig von sich halten. Die, auf die keiner einen Pfifferling setzt. Da gibt es den Zöllner, den keiner leiden kann, der nirgendwo dazu gehört. Und gerade zu dem lädt sich Jesus zum Essen ein. Da gibt es Elia. Er hat was zu sagen, aber keiner will ihn hören. Er lässt den Kopf hängen, wird depressiv, will sterben. Und gerade diesem Verlierer wird Mut gemacht. Da kommt jemand, der ihm Essen und Trinken bringt, ihn aufrichtet.

Gott hat ein Herz für die Verlierer. Und macht sie groß. Entdeckt, was in ihnen steckt. Ich finde das eine beeindruckende Sicht aufs Verlieren. Sie sagt: Es ist ganz egal, wenn du mal verlierst, du bleibst, was du bist: Du bist wichtig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22026
weiterlesen...