Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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In der Landauer Stiftskirche gibt es eine Glocke, die wird bis zum heutigen Tag noch mit der Hand geläutet.

Da hängt ein langer Strick aus der Decke bis herunter ins Seitenschiff, dorthin gehen die Kirchendiener  dann am Sonntagmorgen, ruhigen Schrittes , so um Viertel vor 11, kurz vor dem Fürbittengebet, nehmen den Strick auf, mit Blickkontakt in den Altarraum und wenn das VATER UNSER kommt, dann ziehen sie dran.

Zuerst ganz kräftig, damit die Glocke in Schwung kommt und dann schön gleichmäßig und stabil.

Das will gelernt sein und das hat eine ganz besondere Ausstrahlung. Man hört einfach den Unterschied, dass es nicht elektrisch geschaltet ist, sondern das da ein leibhaftiger Mensch steht und so analog anziehend wirkt. Und das Schönste daran ist:

Dieses Geläut ist nicht in erster Linie für die Leute, die da sind. Dieses Geläut ist vor allem für die, die nicht da sind.

Die Vater Unser Glocke ist der Heimservice für Daheimgebliebene.

Wer nicht hat kommen können, wer zum Beispiel krank im Bett liegt, oder einfach was anderes zu tun hat, der oder die kann sich zumindest für den Moment zuschalten.

Egal was die Leute gerade tun, wenn die Glocken beginnen, wissen sie: Jetzt wird in der Kirche gebetet, jetzt ist das Vater Unser dran, Und manche legen dann tatsächlich alles weg, setzen sich hin, knien nieder oder bleiben stehen und beten das Vater Unser mit, laut oder leise.

Der Glockenklang trägt so lange bis das Amen in der Kirche verklingt. Und dann ist auch die Fernwärme-Gebets-Zuschaltung aus. Aber immerhin:

So viel drahtlose Verbindung hat da schon Tradition. Wunderbares Netz, das verbindet. Online mit Gott und miteinander.

Man kann also auch heimlich alleine beten und doch ein global prayer sein, verbunden mit allen, die die Hände falten. Morgen früh, können sies mal ausprobieren. Wenn das kein Heiliger Bim Bam ist...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=22001
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