SWR3 Gedanken

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Gallus, der Bärenflüsterer: in aller Ruhe zu sich selber finden

Bärenflüsterer- das ist einer, der wilde Tiere mit sanfter Stimme zähmt. Ohne Gewalt. Bärenflüsterer - so könnte man den Heiligen Gallus bezeichnen. Dabei war am Anfang nichts Sanftes an ihm, der lebte von der Gewalt.

Gallus zog mit einem Kumpan von Frankreich in Richtung Schweiz. Die beiden waren eifrige christliche Missionare und zerstörten alles, was ihnen nichtchristlich vorgekommen ist. Auf ihrem Weg zertrümmern sie alle Statuen einheimischer Gottheiten und werfen sie in den Bodensee. Sie wüten im Namen ihres Gottes. Selbstgerecht und siegesgewiss. Damit erreichen sie zwar beachtliche Erfolge, aber die Menschen, die erreichen sie damit nicht. Deshalb werden sie auch in der Stadt Bregenz hochkant hinausgeworfen und verjagt.

Und dieses Erlebnis in Bregenz bereitet den Wendepunkt im Leben des Gallus vor. Er hört auf, im Namen Gottes zu randalieren. Er zieht sich in den Wald zurück, folgt einem Fluss in die Wildnis und denkt nach. Die eigentliche Wende passiert aber durch einen Bären, wie eine Legende erzählt. Der Bär besucht ihn in der Nacht. Gallus erschrickt. Aber statt zu kämpfen, wie er es vorher getan hätte, bleibt Gallus ruhig. Er bietet sogar dem Bären etwas zu Essen an. Dann bittet er ihn, Feuer zu holen. Und der Bär tut das sogar. Er gehorcht und besorgt Holz. Dann ist der Bär wieder weg.

Das war die Wende. Gallus gibt dem Bären Essen, statt ihn zu bekämpfen. Der kämpferische Missionar, der Gewalt immer mit Gegengewalt beikommen wollte, geht hier zum ersten Mal einen anderen Weg, einen ohne Gewalt. Und hat damit Erfolg.
So findet er schließlich zu sich selbst und zu Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21985
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