SWR2 Wort zum Tag

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Pfingsten wird in den Kirchen erst am kommenden Sonntag gefeiert. Für mich ist Pfingsten aber öfter im Jahr. An ganz unterschiedlichen Orten. Neulich zum Beispiel im Schwimmbad.

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, spricht nicht so viele Menschen an – vielleicht, weil der Heilige Geist, um den es geht, so wenig fassbar erscheint. Ich dagegen mag Pfingsten. Weil ich finde, dass man den guten Geist Gottes doch immer wieder spüren kann. Wie eben vor kurzem im Schwimmbad:

Jamie wirft einen prüfenden Blick ins Becken, dann nimmt er Anlauf. Auf seinem Gesicht breitet sich ein Grinsen aus. Am Ende des Sprungbretts macht er einen großen Satz und landet im Becken. Prustend taucht der Erstklässler wieder auf. Nur kurz muss er sich an mir festhalten – dann schafft er es allein zum Beckenrand. Das mit dem Schwimmen klappt schon richtig gut. Stolz steigt er aus dem Becken – und ist schon fast wieder auf dem Brett.

Dass Jamie gerade schwimmen lernt, ist nicht selbstverständlich. Seine Mutter ist vor einigen Jahren aus Afrika nach Deutschland gekommen. Sie hat nicht viel Zeit, mit ihm ins Schwimmbad zu gehen. Gut, dass engagierte Tübinger das Projekt „Schwimmen für alle Kinder“ ins Leben gerufen haben. Jetzt geht Jamie mit anderen Kindern aus Familien, in denen Zeit und Geld knapp sind, jeden Freitag kostenlos zum Schwimmkurs. Allerdings: Auch diese Möglichkeit wäre fast gescheitert. Denn kaum hatte der Schwimmkurs begonnen, haben sich die Arbeitszeiten seiner Mutter geändert. Sie kann ihn nun nicht mehr ins Schwimmbad bringen, und der Weg ist für den Siebenjährigen allein noch zu weit.

Die Initiatorin von „Schwimmen für alle Kinder“ allerdings hat sich dadurch nicht entmutigen lassen. Ihre Begeisterung für das Projekt wirkt ansteckend. Sie hat persönlich herumtelefoniert und nach einer Möglichkeit gesucht, wie Jamie doch noch zum Schwimmkurs kommen kann. Einmal konnte ich ihn mitnehmen.  Inzwischen hat sich eine Frau gefunden, die ihn regelmäßig begleiten kann.

Dieser Freitag im Schwimmbad aber war für mich besonders. Ich habe gestaunt über die Energie und Motivation der Organisatoren und Schwimmlehrer. Darüber, wie Dinge funktionieren, wenn Menschen sich vernetzen und jeder und jede einen kleinen Teil beiträgt. Das schönste aber waren die leuchtenden Augen von Jamie, wenn er vom Einmeterbrett geflogen ist.

Und ich glaube: In alledem war etwas zu spüren von Gottes Geist. Dem Geist, der Menschen lebendig macht, motiviert, und vor allem untereinander verbindet. Pfingsten ist am Sonntag – und es war schon neulich, im Schwimmbad.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21963
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