SWR3 Gedanken

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Erich Kästner. Unvergessen seine Geschichten für Kinder, wie "Pünktchen und Anton" oder "Das fliegende Klassenzimmer". Aber längst vergessen, wenn es nach dem Willen der braunen Machthaber gegangen wäre, die an jenem 10. Mai 1933 in Berlin auch seine Bücher in die Flammen warfen. Und der war selbst dabei und erzählt:

 „Vierundzwanzig deutsche Schriftsteller, die symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten, rief Goebbels triumphierend bei Namen. Ich war der einzige der Vierundzwanzig, der persönlich erschienen war, um dieser theatralischen Frechheit beizuwohnen.“ Zitat Ende. Die Bücherverbrennung von 1933 war mehr als eine theatralische Frechheit. Es war der gemeine Versuch, Macht über die Gedanken zu haben und der Meinungsfreiheit den Garaus zu machen. Es war ein erster Schritt in den Abgrund. „Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen“, ahnte schon 1820 der deutsche Dichter Heinrich Heine. Gut hundert Jahre später war das bittere Wahrheit. 

Bücher stehen für die Freiheit des Geistes und der Meinung. Und noch immer werden in dieser Welt Menschen wegen ihrer Bücher bedroht oder landen wegen ihrer Meinung im Gefängnis. Und noch immer ist das mehr als eine theatralische Frechheit. Es ist und bleibt der Anfang vom Ende aller Freiheit.

Ich möchte in einer Welt leben, in der die Gedanken frei sein dürfen, und in einer Gesellschaft, die mit verschiedenen Meinungen umgehen kann. Die Würde des Menschen setzt eine Grenze. Aber trotzdem oder gerade deshalb darf die Freiheit des Geistes nicht auf dem Scheiterhaufen landen.

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