SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Operation Mondscheinsonate. Unter diesem Codenamen fliegt die deutsche Luftwaffe am 14. November 1940 einen verheerenden Bombenangriff. Innerhalb weniger Stunden liegt die englische Industriestadt Coventry fast vollständig in Trümmern. Und mit ihr die jahrhundertalte Kathedrale.

Bei den Aufräumarbeiten fallen Dompropst Richard Howard die großen Zimmermannsnägel in den Blick. Einst Baumaterial für ein Gotteshaus, das für Frieden und Freiheit steht. Jetzt Kriegsmüll. Zeichen für Gewalt und Zerstörung.

Aber Richard Howard hat eine Idee. Die Zimmermannsnägel werden zu Zeichen der Versöhnung. Aus den Nägeln gestaltet er Kreuze. Nagelkreuze. Das erste hängt im Neubau der Kathedrale von Coventry. Über einhundertsechzig weitere hängen mittlerweile in anderen Kirchen. Weltweit. Auch in unserem Land.

Von Berlin bis München, von Kiel bis Mannheim erinnern die Zimmermannsnägel aus Coventry an jenen Krieg, der Front gemacht hat gegen Gott und die Menschen. Und in ihrer Form als Kreuz erinnern sie an Jesus Christus, den Sohn eines Zimmermanns. Der mit seinem Leben an einer Welt gebaut hat, die für Frieden und Freiheit steht. Und der sein Leben gab für die Menschlichkeit. Und gegen Gewalt und Zerstörung. Nicht nur in Coventry. Und Berlin. Und München. Sondern überall, wo Leben auf dem Spiel steht.

Heute ist der achte Mai. Vor einundsiebzig Jahren endete der zweite Weltkrieg. Aber bis heute flüchten Menschen vor Bomben wie jüngst im syrischen Aleppo. Mit den Nagelkreuzen aus Coventry setze ich auf Menschen wie Richard Howard. Die mitten in der Zerstörung Zeichen des Friedens sehen. Und dann auf ihre Weise Zeichen setzen für die Menschlichkeit.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21955
weiterlesen...