SWR3 Gedanken

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Heute konkurrieren zwei Feiertage miteinander: Christi Himmelfahrt und der Vatertag. Es dürfte nicht schwer fallen, eine Himmelfahrts-Prozession von einer Bollerwagen-Tour zu unterscheiden. Aber die beiden Feste haben mehr miteinander zu tun, als man auf den ersten Blick glauben könnte. 

Früher ging es nämlich an Christi Himmelfahrt auch hoch her. In vielen Kirchen hat der Mesner an einer Seilwinde eine Christusfigur ins Gewölbe hochgezogen. Das sollte veranschaulichen, wie Jesus in den Himmel emporgehoben wurde. Und danach hat es Blumen und Heiligenbildchen durch die Öffnung nach unten geregnet, als Zeichen der Freude. Eine weitere Tradition - aus heutiger Sicht klingt das sehr skurril: Üblicherweise wurde an Christi Himmelfahrt Geflügel gegessen - Fleisch, das fliegt. 

Man merkt schon: Die Sache mit Jesus, der in den Himmel fliegt, hat die Menschen beeindruckt. Heute wirken diese Bräuche eher bemüht, und sie sind ja auch verschwunden mit der Zeit. Eines aber ist geblieben an diesem Tag: Die Freude. In der Bibel heißt es: Nachdem Jesus zum Himmel empor gehoben wurde, kehrten die Jünger in großer Freude nach Jerusalem zurück. 

Auch dieser Satz wurde im Mittelalter gerne nachgespielt. An vielen Orten sind die Gläubigen über die Wiesen und Felder gelaufen, sie haben um eine gute Ernte gebetet und sich danach einfach gefreut – über die Natur, die aufblüht und darüber, dass Jesus auferstanden ist. Es wurde Musik gemacht, getanzt und getrunken. Und das ist heute dann doch noch so wie früher – nur eben nicht bei Himmelfahrtsprozessionen, sondern beim Vatertagsausflug.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21937
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