SWR3 Gedanken

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Ich habe mich mit anderen Kindergarteneltern unterhalten. Wir sind dabei auf ein interessantes Phänomen gestoßen. Einige waren der Meinung, dass Kinder besonders schnell wachsen, nachdem sie im Urlaub waren oder nachdem sie krank waren. Sie haben also immer dann ein paar Zentimeter mehr zugelegt als normalerweise, wenn etwas ungewohnt oder auch schwierig war. 

Man mag zu dieser These stehen wie man will. Sie war auf jeden Fall Ausgangspunkt für eine Frage, die mir mein vierjähriger Sohn Fred gestellt hat. Er hatte das Elterngespräch mit einem halben Ohr mitgehört und mich dann gefragt: „Du Papa, ich war doch letzte Woche krank, bin ich jetzt auch gewachsen?“ Ich habe geantwortet: „Ja, das kann schon sein, dass du nach deiner Krankheit ein bisschen schneller gewachsen bist.“ Ich habe gemerkt, wie es danach bei ihm richtig gerattert hat. Und irgendwann hat er dann nachgelegt: „Und wenn man tot ist, ist man dann riesengroß?“ 

Ich habe eine Weile gebraucht, Freds Schlussfolgerung nachzuvollziehen. Aber klar, er hatte ja eben gelernt: krank sein heißt: ein bisschen schneller wachsen. Und tot sein heißt dann wohl: ganz schnell ganz viel wachsen, also riesengroß sein. 

Und während ich so darüber nachgedacht habe, ist mir eingefallen, dass ich ja genau daran glaube. Dass wenn wir sterben nicht alles aus ist und klein und bedeutungslos wird. Sondern dass es dann erst richtig losgeht mit dem Leben, mit dem ewigen Leben - auf eine andere Art, und wenn man so will auch gerne „größer“ als bisher. Und deshalb habe ich zu Fred gesagt: „Ja genau, wenn wir tot sind, dann sind wir riesengroß.“

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