SWR3 Gedanken

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Heute vor zwei Jahren raste der Hurrican Rita über Amerika. Es gab dabei Schäden in Millionenhöhe. Und während wir das an den Fernsehgeräten gebannt verfolgten, kämpften Mensch und Tier in Amerika ums Überleben
Wie immer bei solchen Katastrophen fragen Menschen: Wie kann Gott das zulassen? Wie kann man von Gottes Liebe sprechen, wenn sogar Kinder getötet werden? Dieser Zweifel an Gott scheint so alt zu sein wie der Glaube an ihn. Hiob zum Beispiel im Alten Testament: Er verliert durch einen Überfall sein ganzes Hab und Gut. Und: Durch einen furchtbaren Sturm- vielleicht ähnlich dem Hurrican Rita - kommen seine Söhne und Töchter ums Leben. Und immer noch hält Hiob an Gott fest: „Haben wir Gutes von Gott empfangen, sollten wir dann das Böse nicht auch annehmen?“ Über so viel Glauben kann ich nur staunen! Sich in der Katastrophe an das Gute erinnern, neben der Klage auch Raum geben für Dankbarkeit- wer kann das schon? Schließlich wird Hiob auch noch mit einer furchtbaren Krankheit geschlagen, so dass er sich nur noch wünscht, sterben zu dürfen. Er fordert Gott heraus. „Warum?“ fragt er. „Was willst du von mir?“ Aber Gott gibt Hiob nicht die Antwort, die der gerne gehört hätte. Aber immerhin: Er nimmt ihn ernst und redet zu ihm. Er führt ihn hinaus aus seiner menschlich begrenzten Sicht. „Wo warst du, Hiob“, fragt Gott, „als ich die Erde gründete?“
Hiob ist mir mit seinem Glauben wirklich fast zu übermenschlich, aber eines möchte ich mir doch von ihm sagen lassen, wenn ich mal wieder mit Gott hadere: Dass ich neben meiner Klage und meinem Schmerz eine Ahnung davon bekomme: dass das, was mich gerade jetzt umtreibt, nicht alles ist. Ich kann immer nur einen winzigen Ausschnitt sehen und verstehen – nie das Ganze.
„Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild“, sagt die Bibel. Aber sie weiß auch: „Irgendwann werde ich erkennen, wie ich schon längst erkannt bin.“
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