SWR2 Wort zum Tag

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„Selig bist du, weil du geglaubt hast“ - das wird im Lukasevangelium von Jesus seiner Mutter gesagt. Maria gilt den Christen von Anfang an als das Inbild des glaubenden Menschen: Sie ist offen und empfänglich für das Wirken Gottes, sie ist förmlich durchzittert von seiner Gegenwart und wird zur Mutter Jesu. Damit beginnt jene Jesus-Revolution, die das Angesichts der Erde verändert hat und verändert. Denn nachweislich sind  es zwei Dinge, die die Jesus-Bewegung damals sehr schnell zu einer globalen, erfolgreichen Alternative gemacht haben. Im Namen Jesu lernten die Menschen, an einen personalen Gott zu glauben, der den Menschen als sein Ebenbild geschaffen hat und jeden Menschen so würdigen will, wie es in Maria konkret wurde. „Denn er hat auf die Niedrigkeit seiner Magd gesehen; denn siehe, von jetzt an werden alle Geschlechter mir Heil zurufen.“ Mit diesem Glauben an den persönlichen Gott wurde das eiserne Gehäuse eines gesichts- und geschichtslosen Schicksalsglaubens  gesprengt. Der Mensch kam heraus dem  Gefängnis eines total geschlossenen Systems, das einem Gefängnis  gleichkam, Sklavengesellschaft inklusive. Weil Gott selbst sich persönlich  sich durch sein Volk allen Völkern zuwendet, weil Gott in diesem Jesus von Nazaret einmalig den Menschen mit Namen ruft, ist jeder Mensch unendlich wichtig.  Verbunden damit: Es gibt nicht mehr Sklaven und Herren, nicht mehr Obere und Untere, die Verhältnisse werden aufgemischt. Im Jubellied Marias heißt es: „Zerstreut hat er die, welche in den Gedanken ihrer Herzen hochfahrend sind. Mächtige von den Thronen gestürzt und Niedrige erhöht, Hungrige erfüllt mit Gütern und Reiche reich weggeschickt.“ Die Revolution des Christlichen war und ist die, dass jeder Mensch eine unhintergehbare eigene Würde hat und die soll unbedingt zur Geltung kommen. Im Lobgesang Mariens, im Magnifikat, wird diese Revolution in wenigen Sätzen auf den Punkt gebracht. Ist sie nicht aktueller denn je?  (( Ist nicht das einer der Gründe, warum die Christenheit von früh an Maria, die kleine Miriam aus dem Volke, in den Mittelpunkt dankbarer Verehrung stellt. An ihr, der niedrigen Magd, ist offenbar geworden, wie Gott am Menschen handelt und  wie deshalb Menschen miteinander umgehen sollen.)) Niedrige erhebt er, Hungrige macht er satt, wer am Boden liegt, wird aufgerichtet, von Auferstehung wird die Rede sein. Der Maimonat ist seit alters ein Marienmonat: Dem Frühlingserwachen draußen in der Natur  entspricht das Ostererwachen drinnen. Aufgeweckt wird der Mensch wie Maria: gottempfänglich wie sie, verändert sich das Verhalten miteinander. Maria wird zur Ikone des erlösten Menschen schlechthin, glaubend, offen und  berührbar für den Lockruf Gottes  und das Wirken des Geistes.

 

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