Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die einen zeigen stramme Muskelpakete - die anderen Speckröllchen. Im Sportstudio treffen ganze Welten aufeinander: Da üben Durchtrainierte und Übergewichtige, Bewegungsmuffel und Bewegungssüchtige, Menschen mit handicaps und hagere Marathon-Läufer. Vor allem viele junge Männer trainieren oft gemeinsam bis zum Umfallen. Da geht es schon mal sehr laut zu, wenn sie sich gegenseitig anfeuern. Und die hübschen Sportstudentinnen mit ihren Klasse-Figuren absolvieren extreme Fitness-Übungen, dehnen sich scheinbar mühelos in alle Richtungen. Gerührt sehe ich ihnen manchmal zu, sie sind so voller Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer. Sie genießen, was sie tun. Und sie wissen noch nicht, wie es ist, wenn einem die Knochen wehtun oder Bewegungsabläufe nicht mehr so ganz funktionieren. Ich freue mich, wenn sie sich darüber noch keine Gedanken machen. In ihrem Alter habe ich mir darüber auch keine Gedanken gemacht. Das ist schon okay so.

Die Älteren - und dazu gehöre ich schon lange- machen ihr Bewegungsprogramm aber doch langsamer und bedächtiger. Mit mehr Pausen und weniger Druck. Vielleicht auch nicht immer so ernst? Natürlich ist Sport auch anstrengend. Aber ich habe dabei auch das gute Gewissen, etwas für meine Gesundheit zu tun. Und ich weiß schon lange, dass das Training mir gut tut. Manche Schmerzen sind sogar weggegangen, andere sind weniger geworden durch regelmäßigen Sport. Aber verbissen sehe ich das nicht mehr. Jedenfalls bin ich immer sehr fröhlich, wenn ich meine Bewegungsübungen gemacht habe. Nach dem Training bin ich jung. Fühle mich beweglicher und kräftiger und zufrieden. Und das ist schließlich das Allerbeste. 

Solange ich jung war, habe ich darüber kaum nachgedacht. Aber jetzt ist das anders. Jetzt bin ich dankbar, dass ich mich bewegen kann. Jeden Tag freue ich mich, aufstehen zu können. Jetzt bin ich dankbar für dieses komplizierte Gebilde, das Körper heißt. Bin dankbar für jeden Schritt, den ich zu Fuß gehen kann. Und dankbar überhaupt, zu leben in diesem Körper. Denn er macht es mir möglich, mich hier in dieser Welt zu bewegen.

Und das ist jeden Tag ein Grund, dankbar zu sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21882
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