SWR3 Gedanken

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Jeden Morgen steigt Max Maier in den ICE, setzt sich in den Speisewagen und klappt sein Laptop auf. „Wie immer, Max? fragt der Kellner. Danke Karl, wie immer.“ Kurz danach steht sein Kaffee und ein Brötchen neben ihm. Wie immer.

Leben im Transit. Max Meier kennt die Crew seit vielen Jahren und sie kennt ihn. Sie wissen um die Familien, wie es den Kindern geht und wer krank ist. Zwei Stunden am Morgen und zwei am Abend leben sie zusammen, unterwegs von A nach B. Zwei Stunden sind sie miteinander unterwegs zu Hause.

Leben im Transit. Und das ist manchmal richtig lustig. Nie käme Herr Maier auf die Idee zu sagen: der Platz am Fenster links, der gehört mir. Da darf sonst keiner sitzen. Natürlich rutscht man zusammen, wenn viele da sind.

Leben im Transit. Im Zug, am Flughafen, auf der Autobahn, im Stau. So viele Stunden Leben. Max Maier hat es sich darin gemütlich gemacht. Er ist dort zu Hause.

Kann man sich damit anfreunden? Mit einem Leben im Transit? Die Bibel meint: man kann. Es hat einen besonderen Reiz, es so zu sehen. Und im Grunde ist es ja realistisch. Schließlich haben wir alle kein bleibendes Zuhause. Wir kommen auf die Welt, verlassen das Elternhaus, verlassen das Single Dasein oder die Ehe, verlassen das Haus, ziehen in ein Seniorenheim und verlassen auch das- mit den Füßen voraus. Wir sind Durchreisende auf der Erde,  die besser leben mit leichtem Gepäck. Und wir sollten die Erde in möglichst gutem Zustand zurücklassen. Für die Reisenden nach uns.

„Unser Herz ist unruhig, Gott, bis es ruht in dir.“ Hat der Kirchenvater Augustin mal gesagt. Aber trotz aller Unruhe lässt es sich wunderbar leben im Speisewagen. Die vertrauten Gesichter, das nette Gespräch, die Hand auf der Schulter. Wie immer? Ja bitte, wie immer.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21873
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