SWR3 Gedanken

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Wenn du ein Geschenk überreichst, mach es immer mit zwei Händen! Hat mir eine Freundin gesagt. Schenken mit einer Hand ist in China eine Beleidigung. Das wäre so, wie wenn du mir ein Geschenk in die Hand drückst und redest dabei mit einem anderen. Geht gar nicht.

Andere Länder, andere Sitten, sagt man. Aber diese fremden Sitten bewirken, dass man im fremden Land ganz schnell in einem Fettnäpfchen steht, wenn man sich nicht über eben diese Sitten schlau gemacht hat.

So habe ich mal in einem Restaurant in Jordanien einen Scheich tief beleidigt. Ich habe den Raum fotografiert, in dem er am Tisch in der Ecke gesessen hat. Darauf hat er mir wutentbrannt meinen Fotoapparat weggenommen. Zum Glück hat ein befreundeter Jordanier die Sache geklärt und mir- nach heftigen gegenseitigen Beschimpfungen- meinen Apparat wiedergebracht. „Wenn du ein Foto von einem arabischen Mann machst, sagte er, dann glaubt der, du willst Macht über ihn ausüben. Wie mit so `ner Art von Woodoo- Zauber. Deshalb war er so wütend.“ Ich war von den Socken. Darauf wär ich nie gekommen.

Von da an hab ich mich immer vor einer Reise schlau gemacht. Über die verschiedenen Fettnäpfchen, in die man in einer fremden Kultur treten kann.
Heute wohnen die fremden Kulturen unter uns. Viele haben ihr Land unfreiwillig verlassen.  Sie bringen ihre Sitten und ihre Art der Empfindsamkeit mit.

Wie verständigen wir uns? Die Fremden müssen unsere Sprache lernen, klar. Und sie müssen lernen, was unsere Sitten sind. Aber ich glaube, wir sollten uns auch mit ihrer Kultur vertraut machen, mit ihren Gefühlen, Damit wir sie nicht- ohne es zu wollen- verletzen.

Dazu gibt es eine ganz einfache Regel, die über alle kulturellen Unterschiede hinweg funktioniert. Jesus hat mal gesagt:
Alles was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das tut ihnen auch.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21870
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