SWR3 Gedanken

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Wo waren Sie heute vor 30 Jahren? Ich weiß noch genau, ich war im Garten, es war warm, die Kinder haben im Sandkasten gespielt und das jüngste, zwei Monate alt, hat neben mir in der Wippe gestrampelt.

Am Abend dann- der Schock: Während wir draußen den Frühling genossen haben, ist im  ukrainischen Tschernobyl ein Atommeiler explodiert. Ein Super Gau, der eine radioaktive Wolke freigesetzt hat. Und die hat sich um den halben Globus gelegt.

Von da an gab’s für unsere Kinder nur noch H- Milch, der Sand im Garten und auf den Spielplätzen wurde ausgetauscht, Gemüse gab’s nur noch aus der Dose und jeden Abend hab ich den Staub von den Kinderschuhen abgewaschen. Aber dieser Stress war nichts, gemessen an dem, was die 400 Tausend durchgemacht haben, die ihre Heimat verlassen mussten. Fast 8 ½ Millionen Menschen lebten weiter in hochverstrahlten Gebieten.

Ja, der Wind kennt keine Ländergrenzen, lässt sich auch nicht ausweisen. Verstrahlte Luft weht wohin sie will. Und trotzdem brauchte es noch das Unglück von Fukushima, bis in Deutschland die Energiewende beschlossen wurde. Die friedliche Nutzung der Kernenergie ist eine Illusion. Spätestens in den Händen von Terroristen ist sie eine Massenvernichtungswaffe.

Die christlichen Kirchen in mehr als 120 Ländern haben sich schon vor dem Unglück von Tschernobyl darauf verpflichtet, über die Ländergrenzen hinweg an „Gerechtigkeit, Frieden und der Bewahrung der Schöpfung“ zu arbeiten.

Der Wind weht, wohin er will. Und Gott lässt seine Sonne aufgehen über Kleine und Große, Schwarze und Weiße, über Christen, Muslimen und Atheisten. Und er will, dass das auch so bleibt. Dass es auch morgen eine Lust ist, im Frühling mit den Kindern im Garten zu spielen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21869
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