SWR2 Wort zum Tag

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Das „Dschungelbuch“ ist wieder in den Kinos. Nach dem berühmten Walt Disney Film vom Menschenkind Mogli, das mit wilden Tieren im Dschungel aufwächst, ist nun eine Neuverfilmung gestartet. Die Lieder aus dem Disney-Trickfilm sind mir aber immer noch im Ohr. Da singt und swingt der Bär Balou: „Versuch’s mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg.“ Und der Panther Baghira verdreht genervt die Augen angesichts dieser fröhlichen Naivität und Sorglosigkeit.

Mir geht es meistens mehr wie dem Panther Baghira: Irgendetwas ist immer, worum ich mir Sorgen mache: die Familie, die erkrankte Freundin, berufliche Herausforderungen, politische Entwicklungen. Ich merke manchmal: Die Sorge kann Herz und Verstand in Beschlag nehmen. Sie gibt auch schon den kleinen Dingen Bedeutung, so dass sie einen großen Schatten werfen können. Ich weiß: Die Sorge ist Wirklichkeit und zugleich schafft sie Wirklichkeit.

Kann man Sorgen hinter sich lassen? Dieser Schritt ist nicht so leicht, denn dazu gehört auch ein Verzicht: Ich muss auf die Sorgen verzichten. Viele Sorgen sind mir aber auch zur Gewohnheit geworden.
Manchmal habe ich den Eindruck: Wenn die eine Sorge verschwunden ist, wächst schon die andere nach. Als müsse der Platz immer besetzt sein, als sei ich in einer merkwürdigen Weise darum besorgt, dass mir die Sorgen nicht ausgehen.

Wie soll das also gehen: Auf die Sorgen verzichten? „Alle eure Sorge werft auf Gott, den er sorgt für euch.“ (1.Petr. 5,7) Dieser Gedanke aus der Bibel sagt: Die Sorgen sind nicht weg. Aber sie bekommen einen neuen Platz. Sie sind an Gott abgegeben. Der trägt das ganze Sorgenbündel mit, das wir mit uns herumschleppen.

Das ist ein kühner und weit greifender Gedanke. Denn die Sorgen haben doch auch eine wichtige Funktion. Die großen weltpolitischen Fragen: Krieg und Frieden, Vertreibung und Flucht, Klimawandel und Ernährungssicherheit: Sind dafür nicht die Sorgen und die Beunruhigung, die sie auslösen, wichtig, sind sie nicht der Motor für Veränderungen?

Doch. Aber: Gerade weil die Sorgen mit der Welt und um die Welt so groß sind, kann ich ihre Last nicht alleine tragen. Ich darf meine Kräfte nicht beim Mir-Sorgen-Machen aufbrauchen. Ich will mich den Problemen zuwenden.
Deshalb brauche ich einen Platz bei Gott, an dem ich meinen Sorgen-Rucksack abstellen und neue Kraft schöpfen kann: „Alle eure Sorge werft auf Gott. Er sorgt für euch“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21856
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