SWR2 Wort zum Tag

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Was wird mit der Liebe in der Ebene, im alltäglichen Lauf der Dinge? Darauf eine gute Antwort zu finden ist das Wichtigste, wenn wir die Liebe nicht verlieren wollen. Wenn die Liebe jung ist und im Höhenrausch, da gelingt sie wie von allein.
Aber die Liebe in der Ebene, wenn das Leben so dahingeht, vertraut, routiniert, manchmal desillusioniert oder desinteressiert. Da hoffe ich, dass kleine Weisheiten ihr weiterhelfen können.

Eine habe ich von Antoine de Saint-Exupery. Wie geschaffen scheint sie für das Miteinander in der Ebene. „Die Erfahrung lehrt,“ sagt er, „dass die Liebe nicht darin besteht, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in gleicher Richtung blickt“.
Übersetzt meint er wohl: Es ist wichtig, dass man immer wieder neu gemeinsame Ziele miteinander findet, die man anvisiert. Und sich dann gemeinsam dorthin auf den Weg macht und so gemeinsam unterwegs bleibt. Das hilft, dass wir einander in den Ebenen nicht aus den Augen verlieren oder uns nur noch allein durchwurschteln.

Allerdings frage ich mich, steckt in dieser Weisheit von Saint-Exupery nicht ein eher „männliches“ Bild von Liebe und Beziehung? Ziele bestimmen und darauf zumarschieren. In direkter Linie sein Ding verfolgen. Scheint mir eher ein Ideal, das Männer gut finden? Und bleiben da andere nicht leicht auf der Strecke?

Ich will darum eine andere Weisheit ins Spiel bringen.
Wenn wir die Liebe in den Ebenen des Lebens nicht verlieren möchten, kommt es darauf an, dass wir auch mal stehen bleiben. Für die andere. Auch an Stellen, die nicht unsere sind.

Ein kleines Beispiel: Man ist zusammen unterwegs in der Stadt. Sie wird immer wieder angezogen von den Schmuckauslagen. Will gar nichts kaufen, nur schauen und reden, was ihr gefällt. Was tut man da als Mann?
Vielleicht ist es Liebe, wenn man stehen bleibt, obwohl man weiter gehen könnte, zum Fotogeschäft. Nur ein paar Schritte weiter.
Ich glaube, die Liebe in der Ebene lebt, wenn ich für sie stehen bleibe auch an Stellen, die nicht meine sind. Und umgekehrt.

Ich könnte mir denken, dass der Apostel Paulus so etwas Ähnliches gemeint hat, als er geschrieben hat: „Die Liebe ist langmütig, sie eifert nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie sucht nicht das ihre.“

Und solche Liebe in der Ebene brauchen nicht nur Paare. Die tut auch unter Freunden gut. Eigentlich jeder Begegnung mit Menschen. Auch mit Unbekannten. Oder KollegInnen. In den Ebenen klappt das Leben besser, wenn man miteinander ein Ziel hat. Und immer wieder auch stehen bleibt. Neben ihr. Ihr zu Liebe.

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