SWR3 Gedanken

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Mit den Flüchtlingen war das echt schwierig. Das erzählen mir manchmal ältere Leute. Dabei ziehen sie ihre Augenbrauen hoch. So schwierig war das für sie. Nach dem zweiten Weltkrieg, vor 70 Jahren, sind viele Flüchtlinge aus dem Osten in den Westen gekommen. Die aus dem Osten hatten sehr seltsame Namen, die Frauen trugen noch Kopftuch, und außerdem waren sie katholisch und haben eine fremde Sprache gesprochen.

Und als es dann welche von hier gab, die die aus dem Osten heiraten wollten, da sind fast Familien dran zerbrochen. Katholisch und evangelisch in einer Ehe- geht gar nicht! Kaum zu glauben, dass das mal ein Problem war. Zum Glück. Und warum ist das heute kein Problem mehr? Weil genau diese Ehen zwischen Evangelischen und Katholischen geholfen haben, das Problem zu lösen.

Die Flüchtlinge heute haben auch ein Kopftuch auf, haben sehr seltsame Namen und sogar eine andere Religion. Und ich bin mir sicher: Es wird Paare geben: Sie muslimisch, er katholisch oder anders herum. Dann müssen die Familien sich überlegen: Wie machen wir das mit den Festen? Wie kann jeder so leben, dass er sich selbst, seine Tradition und seine Wurzeln nicht aufgibt? 

Ich bin mir sicher: es werden diese Paare sein, die mithelfen werden, das Problem zu lösen. Wie früher nach dem Krieg. Und irgendwann werden unsere Kinder sich gar nicht mehr vorstellen können, dass das mal ein Problem war: Wenn Muslime und Christen einander heiraten.  Wenn wir das nach dem Krieg geschafft haben, dann werden wir es doch diesmal auch noch hinkriegen. Oder?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21807
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