SWR3 Gedanken

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Wyclef Jean ist Musiker und Produzent. Er spielt bei den Fugees und hat zusammen mit Shakira den letztjährigen Sommerhit „Hips don´t lie“ gerappt. Jetzt macht er mit einer anderen Aktion auf sich und sein Heimatland Haiti aufmerksam. Er hat einen Straßenkehrer-Rap geschrieben. Gegen die Verwahrlosung der Gesellschaft in Port-au-Prince, der Hauptstadt Haitis.
Obwohl in Port-au-Prince rund 10.000 Blauhelme der UNO stationiert sind, herrscht dort fast der Ausnahmezustand: Entführungen, Schießereien, Raubüberfälle und Drogenhandel sind an der Tagesordnung. Darüber hinaus Abfallberge und Müllgestank.
Wyclef Jean lebt zwar in New York, aber er liebt seine Heimat. Regelmäßig besucht er Haiti und ist dort ein Idol. Mit seinem Straßenkehrer-Rap will er der Jugend neue Werte vermitteln. In Port-au-Prince plärrt der Hit mittlerweile aus jedem Radio. Da rappt Wyclef: „Putzt die Straßen / sie sind keine Müllkübel / Straßenkehren wird euer Denken ändern / euer Land ist euer Land“
Gleichzeitig hat Wyclef Jean eine private Müllabfuhr ins Leben gerufen. In Zwölferteams sind Jugendliche als Straßenkehrer unterwegs. Mittlerweile sind es ca. 1.400. Besen, Schaufel, Atemschutz und eine knallgelbe Weste gehören zur Grundausstattung. Jeder bekommt pro Tag zwei Dollar und gehört damit zu den Spitzenverdienern unter den Armen.
Vor kurzem gelang der große Wurf: eine Vereinbarung mit den lokalen Bandenchefs. Jetzt dürfen Wyclefs Straßenkehrer auch in die berüchtigten Slums von Cité Soleil und Bélair.
Kritiker sagen: Nun sind dreckige Straßen ja eher ein kosmetisches Problem. Die wirklichen Ursachen der Armut liegen doch tiefer!
Ich denke, saubere Straßen sind nicht das Ziel der Aktion. Es ist ein Mittel, um Zugang zu den Elendsvierteln und ihren Bewohnern zu bekommen. Und diese halten vielleicht das erste Mal im Leben ehrlich verdientes Geld in den Händen. Ein erster Schritt aus der Kriminalität - dank Wyclef Jean.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2180
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