SWR4 Abendgedanken

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Vor 104 Jahren ist die Titanic untergegangen. Am 14. April 1912. Überlebende haben erzählt, wie das war: Drei Glockenschläge haben die eiskalte Polarnacht zerschnitten. Ein Anruf auf der Brücke, ein Manöver hart Backbord. Aber es hat nichts mehr genützt. Das Schiff hat einen Eisberg gerammt. Der Rumpf des Schiffes wurde dabei aufgeschlitzt. Nach zweieinhalb Stunden ist das damals größte Schiff der Welt gesunken. Mehr als 1500 Menschen sind dabei umgekommen.

Und nun habe ich vor kurzem eine Postkarte gesehen. Darauf eine Art Schiff. Es bestand aus ein paar morschen Brettern, die auf verrottete Balken genagelt waren. Das Ganze sah ziemlich stümperhaft aus, nicht gerade vertrauenserweckend. An Bord von diesem schwimmenden Etwas wollte ich lieber nicht gehen. Unter diesem Bild standen die Sätze: Die Titanic wurde von Profis gebaut, die Arche Noah von einem Amateur.

Ich habe das so verstanden: Ein einziger Eisberg hat ausgereicht hat, die Titanic zu versenken. Aber Noahs Arche hat ihre Passagiere sicher durch eine ganze Sintflut ans trockene Land gebracht. Vielleicht erinnern Sie sich: Die Bibel erzählt, dass Noah Menschen und Tiere auf seiner Arche durch die große Flut gerettet hat.

Die Karte und der Spruch darauf haben mich nachdenklich gemacht. Ungünstige technische Konstruktionen und zu großer menschlicher Ehrgeiz haben damals die Titanic sinken lassen. Größer, besser, schneller, reicher, erfolgreicher. Das ist bis heute so. Und ich erwische mich auch dabei, dass ich versuche andere zu überbieten oder mein Können, mein Wissen als Maßstab zu nehmen. Wenn ich dann an meine Grenzen komme, das von mir gesteckte Ziel nicht erreiche oder sogar scheitere, dann bricht für mich eine Welt zusammen.

Ich vergesse dabei, dass ich nicht immer alles alleine schaffen kann und muss. Es braucht auch Gottes Segen, glaube ich. Natürlich ist er auch keine Garantie dafür, dass alles gelingt. Aber wenn ich um Gottes Segen bitte, dann vertraue ich nicht nur auf mein eigenes Können. Ich setze nicht nur auf meinen Erfolg.

Titanic oder Nussschale? Darum geht es nicht. Ich möchte nicht nur auf mein Wissen vertrauen, auf meinen Erfolg setzen, sondern mich auch Gott anvertrauen. Und darum bitten, dass er mir hilft, immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel zu haben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21795
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