SWR4 Abendgedanken

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„Ich war im Himmel und habe keinen Gott gesehen. Gott gibt es nicht.“

Das soll angeblich der erste Astronaut aller Zeiten gesagt haben, als er nach seinem Trip ins All wieder auf der Erde gelandet war. Der Name des Raumfahrers: Juri Gagarin. Heute vor genau 55 Jahren ist er zu seinem Flug ins All abgehoben.

 „Ich war im Himmel und habe keinen Gott gesehen.“

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Gagarin mit seinen Worten Recht hatte. Ganz bestimmt hat er Gott im Weltall, also im Himmel, nicht gesehen. Falsch ist für mich nur seine Schlussfolgerung: „Also gibt es keinen Gott, ich habe ihn ja nicht gesehen“.

Ich glaube: Gagarin hat einfach am falschen Ort gesucht. Er hat sich leiten lassen von der Vorstellung, dass wir Menschen hier unten auf der Erde sind und Gott irgendwo oben im Himmel ist. Aber das ist eine falsche Vorstellung von Himmel. Finde ich. Der Himmel, in dem Gott wohnt, ist nicht irgendwo da oben, weit weg von mir. Gottes Himmel ist mitten unter uns. Jesus ist dafür der Beweis. In Jesus zeigt sich Gott als Mensch unter Menschen. Nicht über den Dingen schwebend, sondern auf Augenhöhe.

Vielleicht hätte Gagarin Gott gefunden, wenn er ihn hier auf der Erde gesucht hätte. Hier gibt es große Chancen, ihn zu treffen, seine Spuren zu sehen, die mich zu ihm führen.

 „Wir haben Gottes Spuren festgestellt, auf unseren Menschenstraßen. Wärme und Liebe in der kalten Welt. Hoffnung, die wir fast vergaßen. Zeichen und Wunder sahen wir geschehen in längst vergangenen Tagen. Gott wird auch unsere Wege gehen. Uns durch das Leben tragen.“ (EG 665,1) So heißt es in einem Kirchenlied.

Wärme und Liebe. Konkrete Spuren von Gott. Wie zum Beispiel bei uns in Dittweiler. Da gibt es Menschen, die sich um die Flüchtlinge kümmern. Nicht mit besonders großen Events, sondern mit ganz alltäglicher Hilfe: sie begleiten die Flüchtlinge zum Arzt, sie geben ihnen Deutschunterricht, sie organisieren Feste, um ihnen unsere Tradition zu zeigen und im Miteinander sich besser kennenzulernen. Und das alles ehrenamtlich.

Man kann Gott auf der Erde finden. Leichter als als oben im Himmel. Hier im Leben, mitten unter uns findet man seine Spuren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21793
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