SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Krimis sind für viele Menschen ein fester Bestandteil ihres Lebens. Ob im Fernsehen oder bei Büchern: Krimis allerorten. Mir drängt sich dabei die Frage auf: Woher kommt eigentlich diese große Bereitschaft, sich – zumindest in der Fantasie  – dem Bösen, Gewalttätigen und Gemeinen freiwillig auszusetzen?  Als ob es davon nicht schon genug in den Nachrichten gäbe. 

Es hat auch für mich einen Kitzel, gemütlich auf dem Sofa zu sitzen und aus sicherer Distanz einen Blick in die Abgründe des Menschen zu werfen. Außerdem sind Krimis meistens einfach spannend. Ich glaube aber, dass es noch ein weiteren Grund dafür gibt, dass Krimis so beliebt sind. Es geht letztlich um den uralten Kampf von Gut und Böse. Die Kommissare sorgen dafür, dass der Fall aufgedeckt wird und die Schuldigen bestraft werden. Kommissare sind so etwas wie die Garanten für die Gerechtigkeit, die am Ende wiederhergestellt wird. 

Am Ende soll das Gute siegen - diese Hoffnung steckt tief in uns. Nicht nur in Filmen und Büchern sondern im Leben. Diese Hoffnung  ist auch der Kern der christlichen Botschaft. Jesus, der unschuldig ans Kreuz gehängt wurde, bleibt nicht im Tod, sondern Gott erweckt ihn zu neuem Leben. Das feiern Christen an Ostern. Aber dabei geht es nicht um einen Sieg, bei dem die Bösen endlich ihre gerechte Strafe finden. Es geht um die Erlösung von dem Bösen.  Jesus musste das Böse am eigenen Leib erfahren, aber er hat darauf nicht mit Hass und Vergeltung reagiert. Am Kreuz hängend betete er: „Vater vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ So durchbricht er die endlose Gewaltspirale von Hass und Vergeltung. Er will nicht besiegen sondern versöhnen.

 „Liebet eure Feinde. Tut Gutes denen, die euch verfolgen.“ Das hat er nicht nur gepredigt sondern gelebt. Und so hat er das Böse von innen heraus verwandelt. Seine Liebe war stärker als die Mächte des Todes.  Deswegen vernichtet er als Auferstandener nicht wie ein Racheengel seine Feinde, sondern er lässt seine Jünger an seiner Versöhnung und seinem Frieden teilhaben.   

Sich zu versöhnen - das kann unter Umständen sehr dramatisch sein. Wenn ich Regisseur oder Drehbuchautorin wäre, würde es mich reizen, so eine Geschichte der Umkehr zu erzählen. Mit allen dramatischen Finessen. Vielleicht würde es ja auch manchen Zuschauer in Bann ziehen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21790
weiterlesen...