Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Nichts hält mehr. Jedenfalls nicht so lange wie früher. Waschmaschinen, Kühlschränke und andere Geräte gehen immer früher kaputt. Ihre Lebensdauer verkürzt sich mit solcher Regelmäßigkeit, dass viele argwöhnen, hier sei der Verfall schon frei Werk eingebaut. Irgendein Teil mit gezielt kurzer Lebensdauer wirke wie ein eingebautes Verfallsdatum. Die Industrie bestreitet das. Aber der Verdacht bleibt, dass so Neuanschaffungen provoziert werden sollen.

Ich glaube allerdings, dass ein solcher geplanter Verfall gar nicht nötig ist. Welche Geräte werden denn tatsächlich noch benutzt, bis sie kaputt sind? Handys gibt es alle zwei Jahre neu, mag das alte auch noch funktionsfähig sein. Beim Elektroschrott türmen sich Computer und Fernsehgeräte, die noch intakt sind, aber nicht der neuesten Version entsprechen. Und die Abwrackprämie lockte vor einigen Jahren auch viele tausend fahrbereite Autos in die Schrottpresse. Viele Verbraucher kaufen nicht Neues, weil das Alte kaputt ist, sondern weil es eine neue Version gibt. Der „Dreifach A“ Kühlschrank ersetzt dann das brummende Altteil.

Das ist nicht unbedenklich. In jedem Handy stecken Rohstoffe, die unter problematischen, wenn nicht verbrecherischen Bedingungen gewonnen werden. Der angepriesene ökologische Vorteile neuer Geräte verblasst häufig, wenn der ganze Produktprozess in den Blick kommt. Vor allem macht die Jagd nach der neuesten Version die Herstellung wirklich haltbarer Geräte unrentabel. Wer investiert schon in ein nachhaltiges Gerät, wenn er in zwei Jahren mit einer neuen Version rechnet?

Das Verfallsdatum existiert vielleicht weniger in den Geräten, als vielmehr in unseren Köpfen. Es hängt von uns ab, ob wir kurzlebige Billigteile oder haltbare Wertgegenstände nachfragen – der Markt passt sich an. Deshalb ist es vielleicht sinnvoller, das eigene Verhalten zu überprüfen. Und nicht die Bauweise der Geräte.

 

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21782
weiterlesen...