Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Ganze Landstriche hatte ein jahrelanger Krieg verheert. Als Kriegsparteien trugen internationale Mächte auf fremdem Gebiet ihre Konflikte aus. Religiöse Gegensätze mussten als vermeintlicher Kriegsgrund herhalten. Religionen missbrauchten die Politik und wurden selbst politisch missbraucht. Und dazwischen eine Vielzahl leidender Mensch, die Leben, Hab und Gut verloren und nicht mehr wussten, wohin.

So sah es vor knapp vierjundert Jahren in weiten Teilen Deutschlands aus. Historiker nannten das später den „Dreißigjährigen Krieg“.

Die Bilder aus Syrien und den Nachbarländern erinnern mich an diesen dreißigjährigen Krieg. Auch hier das Ineinander von jahrelanger kriegerischer Gewalt, unmenschlicher Politik und missbrauchter Religion, weiträumige Zerstörung und unsägliche menschliche Not.

Es ist unvorstellbar, dass das für irgendetwas gut sein könnte. Die Not und das Elend der Menschen sind nicht zu rechtfertigen.

Auch der Dreißigjährige Krieg war für nichts gut. Doch sein Friedensschluss gab allererste, zaghafte Anstöße, religiöse Gegensätze künftig nicht mehr als Kriegsgrund zu missbrauchen. Es war noch ein weiter und dornenreicher Weg bis zur Religionsfreiheit. Und immer wieder gab es Rückschläge – bis zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen von Katholiken und Protestanten in Nordirland oder den Kriegen auf dem Balkan. Aber die Schrecken dieses Krieges hatten sich als Warnung in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Und diese Erfahrung begünstigte langfristig eine Friedensordnung, in der Religion kein wirklicher oder vermeintlicher Kriegsgrund mehr war.

Es ist zu dringend wünschen, dass das Elend der Menschen in Syrien und den Nachbarstaaten nicht noch dreißig Jahre dauert. Und dass aus diesem Elend die richtigen Schlüsse gezogen werden. Der Westfälische Friede, der den Dreißigjährigen Krieg beendete, lässt sich nicht auf Syrien übertragen. Aber die Einsicht ist übertragbar, dass Religionen weder Kriege noch das Leid der Menschen rechtfertigen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21781
weiterlesen...