SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

- oder Gewinner und Verlierer

„Personalführung ist die Kunst einen Mitarbeiter so schnell über den Tisch zu ziehen, dass er die Reibungshitze als Nestwärme empfindet.“ Der Mensch, der mir diesen Satz um die Ohren haut, lächelt süffisant und weiß wahrscheinlich warum. Vielleicht hat er sogar ganz konkrete Personen im Blick. Ein heftiger Satz. Er klingt lustig, garantiert einen Lacher oder zumindest kann man schmunzeln über die gelungene Wortakrobatik. Aber das Lachen kann einem im Halse stecken bleiben. Rabiate Personalführung ist eben leider auch Wirklichkeit, die oft ertragen werden muss. Leider. Ist aber nicht einfach so hinzunehmen! Pauschalkritik hilft nicht. Kein Rundumschlag gegen „die da oben“. Keine Schablonen. Aber ein mutiges Protestwort für alle, die sich nicht wehren können, die unternehmens-strategischen Schachzwängen zum Opfer fallen. Die ausgebremst werden, ehe sie es bemerkt haben. Wenn in den Nachrichten über Sparmaßnahmen berichtet wird erfährt man meist nur kühle Zahlen. Personalabbau heißt es technisch steril. Wie viele Schicksale, Gesichter, Namen dahinter stehen erfahren wir nicht. Die Kluft wird größer, zwischen Gewinnern und Verlierern, zwischen den Raffinierten und ihren Opfern, zwischen uns Menschen. Dass wir uns angesichts der sozialen Lage in der Welt Prozesse über horrende Abfindungen von Supermanagern leisten ist schon Skandal genug. Schlimmer noch, dass es manche überhaupt nicht mehr stört. Mann hat sich an Meldungen wie diese gewöhnt: „Die Vergütung der deutschen Managment-Vorstände ist seit 2005 um 55% gestiegen, die Bezahlung ihrer Tarifangestellten nur um 27%“. So berichtet das „Handelsblatt“. Wenn im Evangelium erzählt wird, dass Gott mit Blick auf die ähnliche Not der jeweiligen Familien auch den zuletzt angeworbenen Arbeiter im Weinberg genauso bezahlt wie den, der von Anfang dabei war, dann kann dies heute nur mitleidiges Lächeln über die naiven Christen auslösen. Klar ist das keine Gebrauchsanweisung für Tarifverhandlungen, aber ein Appell ans Gewissen nicht nur Zahlen, Profitmaximierung in den Blick zu nehmen, sondern die Würde des einzelnen Menschen nicht zu vergessen. Papst Franziskus sagt es deutlich, Zitat: „Ebenso wie das Gebot „du sollst nicht töten“ eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der ungleichen Verteilung von Einkommen (Disparität) sagen. Diese Wirtschaft tötet.“ So der Papst.( Apostolisches Schreiben „Evangelii Gaudium“ ,Nr. 53). Ein Appell an die, denen Macht und Einfluss gegeben ist, eine tötende Wirtschaft zu vermeiden und eine Ermunterung für alle, die sich nicht widerstandslos über den Tisch ziehen lassen wollen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21768
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