SWR3 Gedanken

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Das wohl ungewöhnlichste Radrennen der Welt findet in Brasilien statt. Das besondere dabei: Auf den Rädern sitzen Gehörlose und Blinde.
Zieleinfahrt in Salvador: mitten durch den Feierabendverkehr wühlt sich das Fahrerfeld. Rote Ampeln, Einbahnstraßen, hupende Autos werden ignoriert. Aber nicht etwa, weil die Teilnehmer taub und blind sind, sondern weil die Strecke von motorisierten Polizisten begleitet und abgesperrt wird.
Noch eine Besonderheit bei der Tour: Es sind nur Tandems unterwegs. Die Gehörlosen sitzen vorne und sehen wo´s langgeht. Die Blinden sitzen hinten und treten, was die Pedale hergeben. Teamwork vom Feinsten.
Trotz ihres Handicaps merken die Fahrer genau, was um sie herum vorgeht. Und sie genießen es, als Könige der Straße behandelt zu werden. Endlich einmal mit Fahrtwind um die Ohren mitten durch die Großstadt. Das ist mit einer Behinderung alles andere als selbstverständlich.
Organisiert wird das Rennen von den Brüdern von Taizé. Die ökumenische Gemeinschaft aus Burgund hat auch kleine Ableger in Südamerika. Dort wollen sie die Behinderten ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Und das scheint geglückt zu sein: Drei Fernsehteams begleiten die Tour. Teilweise mit Interviews während der Fahrt. Und in den Zielorten ist ihnen die Aufmerksamkeit sowieso sicher.
Diesen Trubel können die Rennfahrer gut verkraften. Sie schwärmen geradezu davon. Und einer von ihnen sagt: „Die Tour ist für uns wie Doping für´s Selbstbewusstsein!“


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