SWR3 Gedanken

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Heiliger Rock? Na ja – die Musikrichtung kenne ich zwar noch nicht. Aber wenn da eine Veranstaltung für Kindergartenkinder dazugehört, mache ich doch einfach mal mit. Eine Mitstudentin meiner Frau hat das gesagt, als die Frage im Raum stand, ob die Klasse eine Aktion gestaltet, beim Kita-Tag des Bistums-Festes „Heilig Rock-Tage“. Da kommen tausende Kinder aus den Kitas im Bistum nach Trier und erleben was – rund um den Heiligen Rock eben.

Schon klar: Es geht nicht wirklich um Rockmusik – obwohl sowas schon auch auf dem Programm der Heilig Rock-Tage steht, die heute in Trier anfangen. Heiliger Rock – das Wort haben die in Trier sich angewöhnt, wenn sie von einem Stück Stoff reden, das spätestens seit dem Mittelalter im Dom aufbewahrt wird. Sie sehen darin die Tunika des Jesus von Nazaret, sein letztes Hemd sozusagen. Laut Bibel sollen die Soldaten es ihm vom Leib gerissen haben, als sie ihn am Stadtrand von Jerusalem ans Kreuz nagelten, um ihn öffentlich hinzurichten. Unbarmherzig – Henker eben. Auch daran erinnert die Tunika: Wie leicht ein Mensch nackt dastehen kann.

Bisschen abenteuerlich ist die Geschichte, wie das Hemd dann nach Trier gekommen sein soll. Aber das ist eigentlich egal – und ob da wirklich ein Stück letztes Hemd in dem kostbaren Holz- und Glas-Kasten liegt, zu dem die Leute im Trierer Dom von heute an wieder hinpilgern: Geschenkt.

Mir sind zwei Sachen wichtig: Seit fast tausend Jahren versuchen Christen,  mit Jesus in Berührung zu kommen, wenn sie die Tunika sehen und in ihre Nähe pilgern. Eine so lange Glaubens-Geschichte trägt auch heute noch.

Und: der alte Stoff sagt uns, dass die Christen eigentlich zusammengehören; aufgeteilt in zig Konfessionen und Kirchen stehen sie eigentlich selbst nackt da. Ungeteilt und an einem Stück – wie die heilige Tunika sollte die Kirche sein. Daran bleibt noch zu arbeiten – hoffentlich weniger als tausend Jahre. 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21755
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