SWR3 Gedanken

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Gleich zwei Werke der Barmherzigkeit, ganz selbstverständlich getan: Fremde beherbergt und Trauernde getröstet…

Am vierundzwanzigsten März 2015 flog ein kranker Copilot den German Wings-Airbus gegen einen Berg in den französischen Alpen. Ein schrecklicher Selbstmord, bei dem er hundertneunundvierzig Menschen mit in den Tod gerissen hat. Eine ganze Schülergruppe aus Haltern in Westfalen war dabei. Ein großes Unglück war das auch für die Familien und Angehörigen der vielen Toten.

Kurz nach dem Absturz kamen viele von ihnen nach Le Vernet und Prads-Haute-Bléone, das sind die nächstgelegenen Dörfer bei dem schwer zugänglichen Unglücksort. Sie wollten nah bei ihren Lieben sein, die Stelle sehen, um das Unfassbare ein wenig besser begreifen zu können.

Großartig, wie die Leute in den Alpendörfern reagiert haben. Sie haben ihre Türen geöffnet, haben die vielen Fremden – oder doch immer einige von ihnen – zu sich eingeladen, ihnen Kaffee gekocht, ihnen die Gästezimmer oder sogar die eigenen Schlafzimmer angeboten, wenn sie über Nacht bleiben wollten.

Und auch in den letzten Wochen, ein Jahr nach dem Crash, fanden viele Angehörige wieder offene Türen und ein Dach über dem Kopf dort im Gebirge – so konnten sie vor Ort ihrer Toten gedenken und ihre Trauer trauern.

Unbewusst vermutlich haben die Menschen in Le Vernet und im Nachbardorf damals und jetzt wieder etwas sehr Biblisches getan. Ihr habt fremde Menschen beherbergt, sagt Jesus – da stand ich vor eurer Tür. Und auch Traurige trösten ist ein Werk der Barmherzigkeit. Da in den Alpen haben sie einerseits die Fremden bei sich aufgenommen und damit andererseits die Trauernden getröstet mit ihrer Zuwendung und Solidarität.

Barmherzigkeit – das ist viel selbstverständlicher als viele ahnen. Oft genug einfach ganz normales mitmenschliches Verhalten; und doch gut, gelegentlich immer mal wieder dran zu erinnern.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21751
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