Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Einen Witz im Gottesdienst, das gibt es nicht so häufig. In früheren Jahrhunderten war das aber einmal im Jahr üblich und zwar im Osternachtsgottesdienst. Da erzählte der Pfarrer einen Witz. Denn bei den Gläubigen sollte das sogenannte Osterlachen ausbrechen. Christus ist auferstanden, er hat den Tod besiegt und der wird jetzt gnadenlos ausgelacht. Das Ostergelächter, ein Brauch aus dem Mittelalter.

Heute tun wir uns schwer damit, den Tod einfach so auszulachen. Eher verschweigen wir ihn lieber. Für viele ist er das absolute Ende der persönlichen Existenz und deshalb ist es besser, erst gar nicht an ihn erinnert zu werden. So sicher, wie die Menschen im Mittelalter rechnen wir heute nicht mehr mit der Auferstehung. Von daher ist es vielleicht auch gut, dass der Brauch des Osterlachens nicht mehr so verbreitet ist, denn bei dieser Glaubenslage wäre das doch wohl, den Mund ein bisschen zu voll genommen.

Und ich gebe zu, auch ich kann den Tod mit dem Hinweis auf die Auferstehung Jesu nicht einfach so auslachen. Dafür bin ich nicht glaubensstark genug. Oft fällt es mir schwer, an die Auferstehung und das Weiterleben nach dem Tod zu glauben, ich weiß, dass ich häufig zweifle.

Das siegessichere Osterlachen der hundertprozentig Überzeugten hilft mir dann nicht. Zu groß ist dann der Abstand zwischen ihrer Sicherheit und meiner Unsicherheit. Dann helfen mir eher die biblischen Geschichten von denen, die das alles auch erstmal nicht glauben konnten. Bestes Beispiel sind die Jünger selbst. Als die Frauen vom leeren Grab erzählten, hielten sie das erst einmal für dummes Geschwätz. Das tröstet mich. Denn damit weiß ich mich mit meiner Unsicherheit und meinem Unglauben in guter Gesellschaft.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=21721
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